Manchmal ist weniger mehr – das wußte schon Ludwig Mies van der Rohe, seines Zeichens Bauhauspionier, dem dieser Spruch aller Wahrscheinlichkeit nach zuzuschreiben ist. Das trifft auch auf so manches Cologne zu wie ich finde. Colognes sind vor allem im Sommer präferiertes Duftgewand für mich, sind sie naturaliter doch bereits leicht, transparent, nicht allzu konzentriert, ein bißchen flüchtig, was dazu führt, daß ich sie mir gerne gleich literweise über den Körper leere, den angenehmen Nebeneffekt der Erfrischung voll ausschöpfend.
Deshalb kann man auch nicht genug gute Colognes für den Sommer zu Hause stehen haben. Preislich sind sie des öfteren auch eine willkommene Abwechslung für den Geldbeutel – sind doch viele in attraktiven finanziellen Gefilden angesiedelt.
Das trifft auch auf die neue Borsari Arte Kollektion zu, die ich bereits in meinem Megabericht zur Global Art of Perfumes lobend erwähnte. Warum? Weil ich ehrlich ziemlich positiv beeindruckt bin. Mir gefällt die Linie sehr. Endlich mal jemand, der nicht versucht, den superausgefallenen, völlig anderen Luxusduft in limitierter Version für hunderte Euros an den Mann oder besser: die Frau zu bringen – nein. Nicht, daß ich was gegen gut gemachte Düfte hätte, die dann auch gerne mal ein wenig teurer sein dürfen. Aber – mich beeindruckt die unprätentiöse Darstellung sowie auch Lancierung betreffs des Preises, die Borsari 1870 mit ihrer Arte Kollektion gewählt haben.
Knapp 65 Euro. Das ist ein Wort. Für 100 ml in einem wirklich sehr schönen, absolut zeitlosen Flakon, welcher sich jeweils in einer ansprechenden, ein wenig an eine Schmuckschatulle erinnernden Kartonumverpackung präsentiert. Und, das kann ich schon vorab verraten: Diese Kollektion ist durchgängig qualitativ, sie enthält keine Ausreißer nach unten oder gar (Total)Ausfälle. Darüber hinaus: Auf mich machen die Düfte allesamt – und ich habe jeden einzelnen auf der Haut getestet – einen für Cologneverhältnisse doch sehr haltbaren Eindruck. Ganz abgesehen davon, daß ein paar, zum Teil auch für mich ganz untypische, in mir bereits erste Haben-Wolle-Reflexe auslösten, was nicht nur am bereits (auf)keimenden Frühling liegt…
Die Borsari Arte Kollektion ist ehrlich – es sind keine hochkomplexen Düfte, das sei vorweggenommen, das war aber auch gar nicht der Plan. Es sind feine nette Colognes, die sich thematisch um ein Paar, teils auch: paar Ingredienzen drehen, die meist schon im Namen enthalten sind. Ich werde Euch alle acht vorstellen im Laufe der nächsten Tage, darüber hinaus wird noch ein anderer Duft Erwähnung finden, der unbedingt auch mit hierher gehört: Borsaris Klassiker, Violetta di Parma.
Heute möchte ich beginnen mit Rosa e Pepe und Neroli, Bamboo et Fior di Loto.
Rosa e Pepe, der Name sagt es schon, ist ein Rosenduft, akzentuiert durch Pfeffer – unter anderem. Frisch aufgesprüht zeigt sich Rosa e Pepe direkt von seiner jugendlichen Seite: Aquatisch-wässrige Noten umgarnen die Hauptprotagonistin, die Rose, welche fruchtiger Natur ist. Pfeffer kreiert dezente Kontraste, während im Laufe des Duftes dieser dank der weichen Basis an Wärme und sogar ein wenig Würze gewinnt und sich zu Ende von seiner kuscheligen Seite zeigt.
Eine unkomplizierte, junge fruchtige Rose mit aquatischer Tendenz und softem Ausklang – das dürfte meines Erachtens nach vielen gefallen.
Ein weiterer aquatischer Kandidat ist Neroli, Bamboo et Fior di Loto. Während das pfeffrige Röschen nur leichte Tendenzen dieser Richtung besaß ist jenerwelcher, sehr wahrscheinlich asiatisch inspiriert, diesbezüglich ganz in seinem Element: In der Kopfnote noch ein wenig hesperidisch geprägt, ist er im Herzen eine reinste Meerjungfrau 😉 Pfingstrose und Lotosblüte, beides wässrig wirkende Blüten, sorgen für die durchgängig aquatisch-florale Stimmung, die von herber Bambusfrische ergänzt werden. Die Basis sorgt auch hier wieder für ein wenig holzige Wärme, allerdings eher trockener Natur. Obgleich ein wenig Fruchtsüße durch Neroli vorhanden ist und in der Basis sich sowohl Ambra als auch Sandelholz tummeln ist Neroli, Bamboo et Fior di Loto kein wirklich süßer Duft – ich kann ihn mir insofern als frischen Floralen mit Herbe sehr gut an Trägern beiderlei Geschlechts vorstellen.
Die Ingredienzen der beiden:
Rosa e Pepe: Kopfnote: rosa Pfeffer, Mandarine, Freesie; Herznote: Rose, Lilie; Basisnote: Sandelholz, Moschus, Vanilleblüte.
Neroli, Bamboo et Fior di Loto: Kopfnote: Orangenblüte, Bergamotte, Bambus; Herznote: Pfingstrose, Lotosblüte; Basisnote: Moschus, Ambra, Sandelholz.
Morgen geht es weiter meine Damen und Herren – bis dahin genießt den Tag!
Mit den allerbesten Wünschen und Grüßen,
Eure Ulrike.
Beide Düfte gefallen mir recht gut, so wie überhaupt die ganze neue Borsari-Linie aus meiner Sicht von den Düften, vom packaging und vom Preis her ein Volltreffer ist.
Der Rosenduft ist angenehm, der Pfeffer benimmt sich, der ganze Duft ist eher weich und abgerundet (die aquatischen Noten kommen auf meiner Haut zum Glück nicht so zum Tragen).
Neroli, Bamboo e Fior di Loto ist aber für mich von den beiden der interessantere Duft. Ich emfinde ihn als intensiv hellgrün und abstrakt floral, seine Frische geht in die Richtung der Wäsche- und Weichspülerdüfte. Er hat eine seifige, saubere, allerdings auch ganz leicht synthetische Ausstrahlung, die wohl von der Kombination von Bambus und Lotusblüte herrührt und mich entfernt an Miya Shinmas Feuillage Vert erinnert, welcher auch asiatisch angehaucht ist und Bambusnoten enthält. Bemerkenswert ist, dass beide Düfte sehr gut halten.
LG, fredi