Warum Tom Fords erster Film „A Single Man“ bei aller tiefen Traurigkeit ein Plädoyer für mehr Farbe ist – und das ausgerechnet vom Meister des schlichten, schwarzen Smokings!
Seit ein paar Tagen läuft „A Single Man“ in den deutschen Kinos. Der erste Film des Modeschöpfers Tom Ford. Mode und Movie, passt das zusammen? Wieso nicht. Karl Lagerfeld schießt Fotos, Gaultier liebt es, für Science-Fiction-Kracher die Kostüme zu entwerfen – da ist es nur ein kleiner (eigentlich naheliegender Schritt) zum Regisseur. Zugetraut hätte man es Mr. Ford trotzdem nicht. Aber allem Spott zum Trotz hat Tom Ford die Romanverfilmung (nach Christopher Isherwood) zu einem der besten Filme des Jahres geführt, und das ohne jede filmerische Vorkenntnis, zuletzt sogar ohne Sponsoren. Er musste seinen ersten Film selber finanzieren. Das Melodram, das dabei entstand ist die perfekte Symbiose aus der oberflächlich-schönen Welt der Mode und der tiefen Emotionalität eines Künstlers. Hirn trifft Herz, wie man es sich für einen Kinoabend nicht schöner wünschen könnte, ohne anstrengend zu werden, ohne vermeidbare Längen, ohne intellektuelles Gefasel. Der Film berührt, schmeichelt und hinterlässt im Herzen für ein paar tage eine tiefe Schneise der Melancholie. In einem Wort: Ein Meisterwerk.
Sitzt man erst einmal wohlig in den Kinosessel gekuschelt und der Vorspann läuft, ist man bereits gefangen. Gefangen in einer emotionalen Tour de Force von bestürzender Schönheit. Wir befinden uns im Jahr 1962 in Los Angeles und begleiten einen Tag im Leben des College-Professors George Falconer (unglaublich eindrucksvoll und bestürzend gut gespielt von Colin Firth). Professor Falconer ist schwul und in herzzerreißender Trauer versunken wie ein Ertrinkender in einem Meer aus Verzweiflung (mit dieser Metapher beginnt auch der Film). Sein Lebensgefährte, die Liebe seines Lebens, ist vor ein paar Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Und diesen Schicksalsschlag konnte der intellektuelle und introvertierte Falconer nie überwinden. So erleben wir den letzten Tag im Leben eines zerbrochenen Mannes, der seine letzten Stunden mit Vorbereitungen auf seinen Selbstmord verbringt. Die finale Flucht aus der bunten Welt der Sechziger Jahre, zu der aber der Professor keinen Zugang mehr finden kann. Die Rolle des Verzweifelten ist minimalistisch angelegt, lebt von kleinen Gesten in Zeitlupe und emotional aufpeitschender Musik in der Tradition eines Wong Kar-Wai („In the Mood for Love“). Eine erdrückende Langsamkeit und Bedeutungslosigkeit umschließt das Herz des Zuschauers – eisern und eiskalt. Den letzten Tag in seinem Leben verbringt Falconer routiniert, von der Uni-Vorlesung, in der er für einen kurzen Moment seine Fassade bröckeln lässt und aus seinem Panzer ausbricht, nur um sofort die Flucht anzutreten. Wie ein Fels in der Brandung brechen sich die Wellen des Lebens an ihm, Begegnungen, amouröse Avancen, Begegnungen – alles verläuft wie in einem Film, den der Professor selber beobachtet, immer begleitet von Erinnerungen an seinen toten Freund. Selbst das alkoholgeschwängerte Abendessen mit Falconers bester Freundin – mit Herzblut und trauriger Schönheit gespielt von Hollywoods First Choice, wenn es um zermürbend unglückliche, welkende Frauenrollen geht: Julianne Moore – verkommt zu einem tristen Abbild vergangener, besserer Tage. Auffallendstes Stilmittel des Neu-Regisseurs Ford ist dabei der Umgang mit Farben. Falconer selber wird in blasser, grobkörniger Tristesse gezeigt. Seine Erinnerungen an die Zeit mit seiner großen Liebe dagegen in pulsierender Farbigkeit. Begegnungen an seinem letzten irdischen Tag verlaufen konsequenterweise in zwei Layern. Falconer selbst gräulich-blass, die Menschen, denen er begegnet strahlen dagegen. Aber im Laufe des Filmes verändert sich das Spektrum: Umso mehr der Professor noch einmal an Lebensfreude an diesem letzten Tag erlebt, desto kräftiger wird auch seine eigene Farbigkeit. Die Farbe an sich wird zum Ausdruck der Lebenslust, der Freude, des Lebens. Denn die Figur Falconer ist alles andere als eindimensional an diesem letzten Tag. Sie verläuft mehrere Stadien, entwickelt sich noch einmal – humorvoller Seitenblick: In einer Rückblende liest Falconer Ovids Metamorphosen. Wie treffend! Es ist nicht der einzige Moment im Kinosaal, indem manche lachen, anderen gefriert das Schmunzeln – etwa, wenn Colin Firth den Selbstmord plant, überlegt, wo und in welcher Stellung er sich erschießen soll, um seiner Putzfrau möglichst wenig Arbeit zu machen… Auf dem Bett, in der Dusche, oder vielleicht in einen Schlafsack eingezurrt wie eine Raupe. Manche lachen, andere habe ich weinen sehen. Aber solche Filme sind für mich der schönste Grund, ins Kino zu gehen: Wenn die Flut der Gefühle jeden Zuschauer auf seine ganz eigene Art erfasst, aber doch niemanden kalt lässt.
Verlässt man nach 101 Minuten den Kinosaal, bleibt erst einmal eine tiefe Traurigkeit. Man reflektiert die eigenen verflossenen Lieben seines Lebens, überdenkt die Distanz, auf die wir alle oft aus Angst vor Nähe gehen, hinterfragen unser Leben. Und wünschen uns mehr Farbe. Kein Leben im Grauschleier, sondern Lebendigkeit, Glück, Sex, Liebe, Lust, Freunde. Denn darum geht es in „A Single Man“ eigentlich: Egal was passiert, was man auch erlebt und wie grau alles erscheinen mag – nie die Lust am Leben verlieren. Und selbst, wenn eine Beziehung zu Ende geht, weitermachen. Wie heißt es im Film so schön: „Liebhaber sind wie Busse. Man muss nur manchmal ein bisschen warten, aber dann kommt der nächste.“
Lust auf Farbe!
Wenn wir gerade über Farbe reden, fällt mir sofort „Nouba“ ein, die dekorative Kosmetiklinie von Rosy Armanini, die seit den Siebzigern mit konsequenter Qualität und hinreißender Farbigkeit brilliert. Ihr Look für diesen Sommer nennt sich „Shocking Color“ – und gerade nach einem nachdenklich-tristen Film wie „A Single Man“ möchte man loslaufen und sich etwas Buntes leisten. Die Damen haben es da leicht, wir Männer könnten uns als Statement höchstens einen neonbunten Turnschuh holen – gerade auch sehr angesagt! Denn was drückt mehr Lebensfreude aus, als ein Make-up in starken, explosiven Farben. Nicht unbedingt alltagstauglich, sondern eher etwas für abends, aber auch das lehrt uns „A Single Man“: gehen Sie mehr aus dem Haus, da draußen wartet das Leben, nicht in den eigenen vier Wänden und schon gar nicht im Gespinst der eigenen Melancholie. Aber was ist so Besonders an dem neuen Nouba-Look, das er mir ausgerechnet jetzt in den Sinn kommt? Er ist mutig. Und schön. Spielt mit den klassischen Akzenten der 60’iger Jahre, die im Make-up-Bereich doch gerade eh so angesagt sind: Kräftiger Eyeliner, über die Natürliche Augenform hinaus laufend, das klappt auch mit einer schwarzen Linie – aber bei Nouba können Sie in allen Farben des Regenbogens schwelgen. Flüssige Eyeliner in Lila, Grün, Blau – herrliche Reminiszenzen an die fröhliche Welt der Sixties, die im Film nur kurz angedeutet wird mittels der wunderschönen Julianne Moore, die wir beim schminken beobachten dürfen. In der gleichen Feuerwerk-artigen Schönheit liefert Nouba diese Saison Mascaras und Lidschatten, mit denen man herrlich spielen kann, um seinem Alltag etwas aufzupeppen. Probieren Sie es zum Beispiel mal mit meiner Lieblings-Wimperntusche in leuchtendem Grün: erst eine normale Mascara in schwarz auftragen, trocknen lassen, und dann nur die Spitzen mit einem Hauch bunter Türkis- oder Aquamarin-Farbe veredeln. Passend dazu gibt es umwerfend schön schillernde Lipglosse (ebenfalls sehr Sixties, da kam Gloss nämlich gerade in Mode), in fünf kristallklaren Farben – von Orangerot über Lilac bis Mauve.
Und vielleicht ist ein Kinoabend mit Freunden ja der perfekte Anlass, um wieder mehr aus dem Haus zu gehen. Ein Film, ein Cocktail – und sich des Lebens freuen. Dazu tragen Sie die neuen Nouba-Farben und können signalisieren: Ich habe die Botschaft verstanden. Hinter all der Traurigkeit von „A Single Man“ steckt eigentlich der Aufruf, mehr zu wagen, mehr zu erleben, mehr zu genießen!
Ich jedenfalls gehe jetzt sofort mit meinen neuen silbernen Turnschuhen auf die Straße und gönne mir ein glas Sekt, obwohl es erst 14 Uhr ist. Carpe Diem, der wohl blödste Spruch der lateinischen Sprache hat nämlich seit „A Single Man“ eine neue, ernsthaft fröhliche Bedeutung für mich. Und ja, ich bin bereit, ich werde genießen! Tom Ford sei Dank.
Eine schöne Woche wünscht Euch,
Euer Constantin Herrmann.
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