hatten wir letzte Woche, aber im absolut positiven Sinne: Die Global Art of Perfumes vom 26.3. bis 28.3. in Düsseldorf war ausschlaggebendes Moment, zu der wir mit einer kleinen Bruchsaler Delegation wie bereits im letzten Jahr aufgebrochen waren. Was letztes Jahr als Nischenduftmesse und quasi deutscher Ableger der Sniffapalooza-Community im Malkasten begann, hatte sich bereits dieses Jahr unter der Ägide der Herren Schnitzler und Kruschka zu einer ansehnlichen Fachmesse gemausert, bei der sich nicht weniger als 50 Aussteller die Ehre gaben: Hersteller, Vertriebe und Distributeure, Geschäftsleute und natürlich Parfumeure waren vor Ort zum gemeinsamen Stelldichein, zum (Re)Präsentieren und Kennenlernen, Kontakten und Verkaufen.
Klassische Marken wie etwa Chanel, Balenciaga, Dior, Guerlain, Lubin, Coty und Molinard waren genauso vertreten wie vorrangig Nischendufthersteller wie Mark Buxton, Humiecki & Graef, Linari, Ulrich Lang, Parfumerie Generale, Puredistance, Montale, Keiko Mecheri, Micaleff, Acca Kappa, Acqua di Parma, Bois 1920, Histoires des Parfums, Borsari 1870, Baobab, Cale, Emeshel usw. – die komplette Liste seht Ihr hier.
Abgerundet wurde die duft(end)e Angelegenheit mit einer Reihe an interessanten Workshops und Vorträgen von Parfumeuren, Wissenschaftlern, Wirtschaftsvolk und natürlich last but not least dem Vortrag von Li Edelkoort, ihres Zeichens eine der gefragtesten Trendforscherinnen unserer Zeit und somit Trendprophetin für die Mode- und Kosmetikbranche, ja: eigentlich für die gesamte Industrie und Wirtschaft.
Ich nehme es gleich vorweg: Wir waren auf ihrem Vortrag. Und ich kann nur sagen: Es hat sich gelohnt. Eine beeindruckende Gestalt mit einem guten Riecher für das Zeitgeschehen – nicht umsonst gelten ihre regelmäßig erscheinenden und auf 250 Stück limitierten Trendbücher für viele Branchen als richtungsweisend. Sollte wer einmal die Möglichkeit haben, sie live genießen zu können sollte er zugreifen – allerdings: Billig ist das Vergnügen nicht. Aber – wir wissen ja, man lebt nur einmal…
Auch sonst waren wir ganz kulturbeflissen unterwegs, haben wir uns doch einige weitere Vorträge angehört, unter anderem auch jenen zur Arbeit des Parfumeurs namens „Der globalisierte Parfumeur: Die Nasen des 21. Jahrhunderts“, der von Thorsten Biehl (Biehl Parfumkunstwerke) und Mark Buxton (ja, genau der) gehalten wurde. Mit jenen haben wir uns, unter uns gesagt, auch abends verbrüdert und zwei nette Abende samt weiterer Gesellschaft unter anderem von Pia Buxton (Symrise) und Rainer Diersche (Linari) sowie meiner Lieblings-Aroma-Company-Mitarbeiterin Kathryn verbracht.
Natürlich war auch Marc vom Ende mit von der Partie, der Parfumeur unserer No. 1 – und zwar mit einem für mich naturaliter besonders spannenden Projekt: Unter der Flagge von Symrise, seinem Arbeitgeber, hatte Marc mit einem befreundeten Künstler etwas Interdisziplinäres geschaffen gemäß der Aristotelischen Formel „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“. Eine Skulptur, deren Wesenheit, deren Wesenskern ergo: Ihr Sein durch einen Duft ausgedrückt. Sehr spannend und eindrucksvoll. Und, wie Ihr jetzt auch schon zwischen den Zeilen gelesen habt, durchaus philosophisch 😉
Aber kommen wir von der Philosophie zu meiner weiteren Herzensangelegenheit, derjenigen welchen, die Euch jetzt ganz besonders interessieren wird: Den Düften. Was gibt es Neues? Was galt es zu entdecken? Einiges kann ich Euch sagen, einiges. Und das möchte ich nun diese Woche hier im Blog mit euch teilen – samt einiger Messeimpressionen, die uns mein Chef Georg freundlicherweise eingefangen hat.
Lange angekündigt war ja bereits diverses, unter anderem das Tuberosentrio von Histoires des Parfums, das ich jetzt endlich vor Ort testen durfte sowie der neue Duft von Humiecki & Graef, Bosque. Wie bereits einige von Euch wissen sind weiße Blüten bei mir persönlich immer etwas schwierig, umso mehr habe ich mich aber gefreut über die Erkenntnis, wie angetan ich von dem Trio war. Nichts anderes hatte ich aber eigentlich auch erwartet nach dem letzten Kracher des Hauses, Moulin Rouge 1889. Darüber hinaus, auch schon zigfach erwähnt – meine Affinität zur Tuberose, dank einem Interview mit Herrn Lutens, der als Inspiration für seine Tubereuse Criminelle die schwindsüchtigen opiumabhängigen Schönen aus den Baudelaireschen Fleurs du Mal nannte… Zurück zum Tuberosentrio: Drei an der Zahl huldigen der Königin der Nacht, Tubéreuse 1 / La Capricieuse, Tubéreuse 2 La Virginale und Tubéreuse 3, L’Animale. Die erste eine gourmandig-pudrige Angelegenheit, die zweite cremig-unschuldig und sauber und die dritte, wie der Name schon verheißt, die animalische Variante mit Tabak und Leder sowie einem Touch Immortelle (Marquis de Sade 1740 läßt grüßen). Mein Favorit war, ganz entgegen meiner Erwartungen, die Nummer 2. Nähere Beschreibungen folgen aber noch, leider gab es bis dato keine Proben, die dürften aber dieser Tage bei mir eintrudeln ergo: eine ausführliche Rezension versteht sich von selbst und ist fest versprochen.
Bosque von Humiecki & Graef ist deren siebter Duft und steht, wie auch alle anderen, für eine Uremotion, in diesem Falle die Zufriedenheit. Aber – nicht irgendeine Zufriedenheit ist gemeint, nein… Bosque leitet sich aus dem Portugiesischen her und bedeutet Waldstück, Gehölz oder Hain und soll an jenen Ort voller Harmonie und Frieden erinnern, welcher früher auch als Territorium der Götter galt. Bosque ist als intimer Duft beschrieben, der sich auf die Zweisamkeit bezieht, nach der die Menschen streben, jenen Moment der Einswerdung, der Hingabe, des Fallenlassens… Bei einem näheren Blick auf die Pressefotos, die Euch in der Rezension zum Duft in allernächster Zukunft erwarten und welche eine Frau als auch einen Mann im besten Alter, hüllenlos in weißen Laken sich aalend, wird noch klarer, auf welche(n) Moment(e) sich Bosque bezieht. Eine nette Assoziation, der der Duft auf sonderbare Weise gerecht wird. Gelb ist die Farbe, strahlende satte gelbe und warm-goldene Töne, denen er sich verpflichtet sieht, soviel sei vorab schon mal gesagt. Und – er ist, wie eigentlich alles der Herren Müksch und Fischenich – sehr sehr besonders. Überflüssig zu erwähnen: Um mich war es einmal mehr geschehen… Seine Ingredienzen: Primel, Narzisse, Büffelgras, Grapefruit, Safran, Vetiver, Moschus.
Rainer Diersche von Linari hatte auch schon lange Neues versprochen – et voilà, hier sind sie: Acqua Santa, ein neuer Duft sowie Amarena, ein neues Raumspray. Acqua Santa, das Weihwasser, das heilige, kommt aus gar göttlichen Händen: Niemand geringeres zeichnet sich verantwortlich für den Duft als der in New York ansässige Franzose Maurice Roucel, der bereits etliche zu Klassikern avancierte Düfte kreierte, unter anderem Musc Ravageur und Dans tes Bras für die Frédéric Malle Edition, Jasmine 17 und Labdanum 18 für Le Labo, Helmut Lang Eau de Cologne und Parfum, Iris Silver Mist für die Pariser Lutens-Kollektion, Envy für Gucci, 24 Faubourg für Hermès, L de Lolita Lempicka, Tocade für Rochas, L’Insolence & L’Instant de Guerlain sowie L’Instant Magic für Guerlain und viele weitere, um nur einige zu nennen. Heraus kommt natürlich auch ein wahrhaft heiliges Wässerchen, das ich alsbald hier rezensieren werde. Die Ingredienzen: Bergamotte, schwarze Johannisbeere, Koriander, grüne Noten, Jasmin, Rose, Alpenveilchen, Maiglöckchen, Ylang-Ylang, Tonkabohne, Zedernholz, Moschus, Karamell.
Amarena ist bereits ein Renner auf dem japanischen Markt und es würde mich sehr wundern, wenn er hier nicht genauso reißenden Absatz finden würde: Ein wunderschöner und fein-subtiler Kirschblütenduft, der im gewohnt minimalistischen Flakon in unschuldig weißer Samtbeflockung aufwartet und uns wahrlich verzückte.
Das war noch längst nicht alles, der Rest unserer Messeimpressionen folgt!
Einen guten Start in die Woche und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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