Ätherische Öle und andere Duftstoffe werden schon seit sehr langer Zeit von Menschen genutzt, auch wenn die Gründe hierzu damals zumeist andere waren als sie es heute sind. Die Zweistromländer, sprich: Babylonier, Assyrer und Sumerer, opferten beispielsweise bereits vor etwa 5000 Jahren ihrem Sonnengott Baal Weihrauch.
Und auch die Alten Ägypter, seit jeher Duftliebhaber und Genießer, nutzten Räucherwerk für therapeutische und rituelle Zwecke. Wenn Räucherwerk verkokelt, entsteht Rauch – klar, der Name sagt’s . Des weiteren werden ätherische Öle freigesetzt. Daher der später gebräuchliche Name Parfum (lateinisch: per fumum = durch Rauch). Jedem altägyptischen Ritus waren bestimmte Essenzen zugeordnet. So sollten Salben und ätherische Öle als Grabbeigaben dem Verstorbenen den Übergang in die Ewigkeit leiten und erleichtern. Manchen Düften wurde nachgesagt, dass sie böse Geister vertreiben. Doch nicht nur den Toten waren duftende Substanzen vorbehalten, auch jeglicher Art von ägyptischer Kosmetik wurden Düfte zugesetzt. Und die gab es zuhauf. Die Augen schwärzten sie sich mit Mascara und Khol, um sie vor dem gleißenden Sonnenlicht zu schützen, und ihre Haut pflegten sie in ausgiebigen Duftbädern. Da im Land der Pyramiden jedoch die meisten Duftpflanzen nicht wuchsen, wurde reger Handel betrieben. Sandelholz, Zimt und Benzoeharz wurden weither aus Indien importiert. Ganze Myrrhe- und Weihrauchbäume ließ die altägyptische Königin Hatschepsut aus dem sagenumwobenen Goldland Punt liefern.
Auch in antiken Griechenland spielten Düfte im religiösen wie im privaten Leben eine übergeordnete Rolle, stellten sie doch ein Mittel zur Kontaktaufnahme und Kommunikation mit den Göttern dar. Auch schon vor der Eroberung des Altpersischen Reiches durch Alexander den Großen blühte mehr oder weniger heimlich der Handel mit ätherischen Ölen, obwohl verboten und als „persisch“, also dem Lebensstil des Erzfeindes zugehörig, verschrien. Doch nach Alexanders Siegesfeldzug gab es kein Halten mehr. Die Verwendung von Duftstoffen nahm immens zu – war jetzt doch der Handel damit erlaubt. Der Aristoteles-Schüler und Naturforscher Theophrast von Eresos war einer der Ersten, der sich mit den aus dem Orient mitgebrachten Pflanzen und Samen beschäftigte. Von ihm stammt die Studie „Über Gerüche“, eine wissenschaftliche Darstellung aller griechischen und importierten Duftstoffe sowie ihrer Mischungsmöglichkeiten. Ein erstes kleines Handbuch für Parfumeure sozusagen! 🙂
Die Römer übertrafen alles Vorherige. Nicht umsonst sagt man im Volksmund „Hier herrschen ja Zustände wie im alten Rom“, um Dekadenz und Maßlosigkeit Ausdruck zu verleihen. Unmengen an kostbarem Weihrauch und edler Myrrhe aus Arabien wurden verbraucht. Im Circus Maximus wurden die Zuschauer mit ätherischen Ölen berieselt und auch private Räumlichkeiten wurden fleißig beduftet. Insbesondere unter dem zu Exzessen neigenden Kaiser Nero überschlug sich die Verschwendungssucht. Ein Gast seiner ausschweifenden Festgelage starb angeblich, weil er in und unter einem Regen von Rosenblättern erstickte, die frisch gepflückt zur Unterhaltung der Gäste von der Decke rieselten. Neros Ehefrau Poppäa Sabina badete den Quellen nach täglich ein einem Bad aus Eselsmilch, das mit ätherischem Rosenöl versetzt war. Nach ihrer Ermordung ließ ihr Gatte (der nebenbei bemerkt für ihren Tod verantwortlich war) bei ihrer Beerdigung so viel Weihrauch verglimmen, wie in Arabien in einer ganzen Dekade geerntet wurde! Und, um der Frage vorwegzugreifen: Nein, bei dieser Gelegenheit zündete er nicht aus Versehen Rom an 😉
Die Maßlosigkeit der Römer hatte aber auch etwas für sich. Der Handel blühte, wodurch die Transportwege in den Orient und nach Asien ausgebaut wurden.
Dort, im Orient, waren Düfte und Wohlgerüche seit jeher omnipräsent. Stellten doch Duftpflanzen, und hier insbesondere die Rose, Symbole für die Vereinigung mit Gott dar. Die Rose wurde als Königin der Blumen hochgeschätzt und verehrt. So war es Brauch und Sitte ankommende Gäste mit Rosenwasser zu besprühen. Mehmed II., der Sultan des Osmanischen Reiches, ließ nach der Eroberung Konstantinopels im 15. Jahrhundert die berühmte Hagia Sofia mit Rosenwasser reinigen.
Die Duftküchen Persiens und Arabiens bescherten uns unter anderem die bezaubernden Geschichten aus Tausendundeiner Nacht. In diesem Klassiker der Weltliteratur erzählt Scheherazade vom Gesang der Blumen, hier am Beispiel des Jasmins:
Mein Name Yâs-mîn gibt Rätsel auf,
dessen eigentlicher Sinn dem Unerfahrenen des geistigen Lebens
eigentlich nur gefallen kann:
Es setzt sich aus zwei verschiedenen Wörtern zusammen,
Verzweiflung und Irrtum.
Ich bedeute also, in meiner stummen Sprache,
dass die Verzweiflung Irrtum ist.
In diesem Sinne wünscht Euch einen schönen Start in die Woche,
Eure Stephanie.
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