Dieser Tage hat sich trotz Orkantief Xynthia die Sonne ein wenig vorgetraut – kaum zu glauben nach Wochen verhangenen Grau-in-Graus. Und mir ist einmal mehr aufgefallen, wie sehr mir nach Frühling ist: Ich freue mich so sehr auf den ersten Tag im Straßencafé samt Sonnenstrahlen auf meiner Haut, die mir vielleicht sogar die Füße in den offenen Schuhen wärmen. In jedem Falle aber die Seele – die dürstet nämlich nach Licht, nach SONNE.
Sehnsuchtsvoll wühle ich auch bereits in meinem Duftrepertoire nach adäquaten Frühlingsbegleitern – und bin dieser Tage unter anderem auf das hübsche Cologne-Trio von Diptyque gestoßen: L’Eau de l’Eau, L’Eau des Hesperides und L’Eau de Neroli. Veröffentlicht im Jahre 2008 sind die drei irgendwie ein wenig untergegangen – vielleicht, weil Colognes nicht jedermanns Fall sind (obgleich: die von Marc Jacobs verkaufen sich doch auch immer rasant gut…), vielleicht, weil es zu vieles anderes gab… Ich fand und finde sie aber – ziemlich erfrischend ergo so, wie ein gutes Cologne sein muß. Sie sind alle drei nicht verwegen oder gar futuristisch, nein, es sind klassische Colognes jedoch in einer originellen und durchaus innovativen Variante und mit deutlich individueller Ausprägung – ein Test lohnt deshalb durchaus, wenn man noch auf der Suche nach einem Immer-Geher für die kommenden beiden Jahreszeiten ist.
L’Eau de Neroli ist mein ganz klarer Favorit aus der Serie. Mit Sicherheit der klassischste Cologne-Vertreter aus der Reihe, was der Schönheit des Duftes keinen Abbruch tut, zumal er trotz allem genügend Originalität aufweist: In den Kopfnoten sorgt eine zitrisch-prickelnde Kühle für Erfrischung, welche alsbald in ein helles florales Herz übergeht: Neroli und Orangenblüte blühen im Doppelpack in der ihnen eigenen dahingehauchten Leichtigkeit, garniert mit dem typischen Tupfer Fruchtsüße, die hier noch von honigartig anmutendem Bienenwachs ergänzt wird. Die Basis wird wunderbar weich von zartem Moschus und Zedernholz aufgefangen. Heraus kommt ein herrlicher Begleiter für Frühling und Sommer, ein transparenter und charmanter Duft, der gute Laune vermittelt und mit seinen sauberen und skinnigen Elementen an Wäschedüfte erinnert – allerdings auf eine solch natürliche Weise, daß es bei mir der erste war, der den Einzug schaffte (ist das doch sonst gar nicht mein Thema, diese Wäschedüfte…).
Das Hesperidenwasser L’Eau des Hesperides gibt mir Rätsel auf, da eine sehr große Diskrepanz zwischen dem Teststreifen und dem Resultat, das mir von meinem Arm aus entgegenduftet, wahrzunehmen ist: In den Kopfnoten ist die Entwicklung noch gleich. Eine schöne Bitterorange, ein wenig an Frédéric Malles Bigarade Concentrée erinnernd. So fährt das Düftchen dann auch auf dem Teststreifen fort – hier ist für mich häufiger eine Ähnlichkeit gegeben, obgleich L’Eau des Hesperides (ge)würziger ist – die Priorität liegt hier klar auf den Kräutern und dem Krautigen. Auf meinem Arm entwickelt sich das ganze ziemlich verrückt. Hier sticht nämlich etwas heraus, das eigentlich nicht im Duft enthalten sein sollte: Liebstöckel, unser allseits beliebtes Maggikraut. Gefällt es mir in einigen Düften durchaus gut (wie zum Beispiel in meinem geliebten Sel de Vetiver von The Different Company), rieche ich hier eigentlich nur noch nach – Küche. Leider. Für mich also nichts weil auf meiner Haut einfach zu extrem.
L’Eau de l’Eau ist eine Hommage an Diptyques L’Eau, deren erster Duft, den ich ehrlicherweise nie getestet habe. Er soll auf einem alten französischen Potpourrirezept aus dem 16. Jahrhundert basieren, einem Rezept für Nelkenpomander. Bevor ich das gelesen hatte, hätte ich gedacht, es erwartet mich irgendetwas in der Art von – Frédéric Malles Eau d’Hiver vielleicht, oder Les Nez Antimatière. Also ein schöner verpacktes Nichts quasi. Dem ist aber nicht so, absolut nicht. Auch daß L’Eau de L’Eau ein Cologne ist oder besser: sein soll führt einen gedanklich auf vollkommen falsche Pfade, erwartet man doch Leichtigkeit, sommerliche. Weder Nihil noch Transparenz – L’Eau de l’Eau ist meines Erachtens nach auch eher der Begleiter für die verregneten Frühjahrstage. Der Auftakt ist zitrisch, geht aber alsbald über in einen dicht gewebten olfaktorischen Teppich: Orientalisch würde ich sagen trifft es hier nicht schlecht, obgleich nicht wirklich exotisch, aber – es findet sich genügend Wärme und Würze um den Begriff des Orientalen zu bemühen. Präsent und stimmig, eindringlich ohne eigentlich schwer zu sein ist der Duft von starker Intensität und sicher kein Leichtgewicht. Florale Noten, Würze und Gewürze sowie Harze – und doch auch wieder hautnah mit teils pudrigen, bisweilen fast skinnig anmutenden Elementen. Ich persönlich fühle mich hier ein bißchen an die Kopf- und Herznote von Coup de Fouet erinnert, ohne Leder mit mehr Puder. Ein bißchen Villoresis Garofano mit sanfterer Würzigkeit. Auf jeden Fall ist die Nelke auf meiner Haut sehr dominant, auf dem Teststreifen etwas weniger, aber immer noch vorherrschend. Kein Duft für mich, aber ein schöner Vertreter seiner Gattung – und mit Sicherheit einen Test wert für all jene, denen ihre Nelkenlieblinge als Parfum für Frühjahr / Sommer eher zu schwer sind.
Die Ingredienzen der Düfte:
L’Eau de Neroli: Kopfnote: Petitgrain, Verbena, Estragon, Bergamotte; Herznote: Orangenblüte, Neroli, Geranie
Basisnote: Bienenwachs, Zedernholz, weißer Moschus.
L’Eau des Hesperides: Kopfnote: Bitterorange, Mandarine, Zitrone, Petitgrain, Rosmarin, roter Thymian; Herznote: Minzblätter, Pfefferminze; Basisnote: Zedernholz, Moschus, Immortelle (Italienische Strohblume).
L’Eau de l’Eau: Kopfnote: Mandarine, Grapefruit, Zitrone, Petitgrain; Herznote: Gewürznelke, Zimt, Ingwer, rosa Pfeffer, Geranie, Orangenblüte, Lavendel; Basisnote: Benzoe, Patchouli, Tonkabohne.
Einen schönen Tag wünsche Ich Euch und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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