Nachdem Ulrike mich bereits gestern als neues Team-Mitglied im Blog vorgestellt hat, möchte ich mich wie bereits erwähnt hier nun gerne regelmäßig zu Wort melden – nicht mit Duftrezensionen (darin ist Ulrike unschlagbar), sondern vielmehr mit allerlei Wissenswertem und Hintergrundinformationen rund um das Thema „Parfum“.
Die Idee dazu kam mir, als ich mich die letzten Tage intensiv mit der Beschreibung der im Parfumhandwerk gebräuchlichsten Duftnoten beschäftigt habe. Dabei konnte ich viel Interessantes und für mich Neues über die Parfümerie im Allgemeinen, die botanischen Aspekte und die Methodik der Duftstoffgewinnung erfahren. Warum nicht also den geneigten Blog-Leser an diesen Informationen teilhaben lassen?
Ein Thema für meinen ersten Artikel war schnell gefunden: Beim Blick hinaus ins trüb-kalte Schneegestöber vor meinem Fenster fällt es mir nicht schwer, mich geschlossenen Auges in wärmere Gefilde zu träumen. Und was läge für einen imaginären Kurztrip thematisch näher als das Städtchen Grasse, die sonnenverwöhnte Duftmetropole im Süden Frankreichs. Obwohl ich schon vor Jahren der Provence den einen oder anderen Besuch abgestattet habe, war ich noch nie in jener Stadt, die als das Gründungszentrum der europäischen Parfumindustrie angesehen wird. Vor meinem inneren, zugegeben recht stereotyp getönten Auge taucht ein idyllisches Städtchen mit Palmen und Häusern im mediterranen Stil auf, umgeben von einem Meer aus blau-violetten Lavendelteppichen, die mich, ob ihrer kraftstrotzenden Farbe und ihres herb-frischen Duftes, selbst die emsigen Honigbienchen um ihren täglichen Job beneiden lassen – wer kann schon so einen Arbeitsplatz sein Eigen nennen?
Das reale Grasse kenne ich nur von repräsentativen Fotos und eine gewisse Parallele zu meiner Imagination lässt sich, abgeschwächt natürlich, nicht von der Hand weisen. Historisch gesehen kann die Stadt zumindest eine beachtliche Entwicklung aufweisen. Im 11. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, war Grasse lange Zeit eine Hochburg des Gerbereihandwerks. Ihre Lage an diversen Wasserläufen war für die Verarbeitung von Tierhäuten ebenso ideal wie essentiell. Als im 17. Jahrhundert die Parfümierung von Lederhandschuhen populär wurde, war das eine Art Grundsteinlegung für das Parfumhandwerk, das sich schließlich über diverse Zwischenschritte als eigenständiger Handwerkszweig in Grasse durchsetzen konnte, wie sich mittels Schriftquellen aus dem 18. Jahrhundert belegen lässt.
Die äußerst günstigen klimatischen Bedingungen dieses sonnigen südfranzösischen Fleckchens Erde taten ihr Übriges dazu. Einheimische und aus Indien und Persien importierte Duftpflanzen (wie beispielsweise der Jasmin) konnten hier gleichermaßen wachsen und gedeihen. Rosen, Nelken, Narzissen, Orangenblüten, Tuberosen oder Jasmin – in riesigen Plantagen wurden die kostbare Blütenpracht um die Stadt herum angebaut und pflückfrisch vor Ort weiterverarbeitet.
Die Methodik der Duftstoffgewinnung (also die Destillation, die Expression, die Mazeration, die Enfleurage und die Extraktion mit Lösungsmitteln) wurde von den ortsansässigen Parfumeuren zwar nicht unbedingt erfunden, aber dennoch ausgearbeitet und perfektioniert.
Über die Jahrzehnte und Jahrhunderte entstanden hier etliche renommierte und mittlerweile alteingesessene Parfumfabriken, die das Herz eines jeden Duftliebhabers höher schlagen lassen – Molinard, Galimard, Fragonard, Fleuron de Grasse oder Guy Bouchara, um nur einige wenige Namen zu nennen – stehen auch heute noch für Grasser Qualität und Parfumkunst. Zudem bieten sie dem Provence-Urlauber die Möglichkeit, die alten Produktionsstätten vor Ort zu besichtigen und dabei mehr über das Parfumhandwerk zu erfahren.
Wie sieht es bei Euch aus? Wart Ihr schon in Grasse und habt vielleicht eine der vielen historischen Parfumfabriken besichtigt?
Und: Habt Ihr weitere Anregungen für mich, gibt es Themen rund um Düfte, über die Ihr schon immer einmal etwas erfahren wolltet?
Eine schöne Restwoche Euch und viele Grüße,
Eure Stephanie.
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