Eine Stadt die niemals schläft, ein Film der berührt, eine Duftlinie die begeistert.
2009 hagelt es Liebeserklärungen an die (gar nicht so heimliche) Hauptstadt der Welt.
Die Amerikaner haben es nicht leicht, dieser Tage. Erst stürzt ihr fragwürdiges Immobilien- und Kredit- Gehabe die Welt in eine Finanzkrise. Dann bekommen Sie den ersten schwarzen Präsidenten der Welt, der versprach, alles besser zu machen, aber am Widerstand der Kollegen Politiker zu scheitern droht. Unlängst fragte ihn auf einer Pressekonferenz sogar ein kleiner Viertklässler vor laufenden Kameras: „Mr. President, why people hate you?“. Dann der ewige Afghanistan-Zwist (Soldaten rein? Soldaten raus?) gefolgt von dem präpotenten Machtgebare, wo immer Amerika auftritt. Haben Sie die Bilder der Nahrungs-Lieferungen nach Haiti gesehen? Auf jedem Pack Reis, das Amerika stiftet, prangt eine riesige US-Flagge. Nationalstolz, oder peinliche Eitelkeit? Hinzu kommt das schwelende Gefühl, die Staaten wären irgendwie schuld an jedem übergewichtigen Kind unserer Zeit. Es scheint fast so, als würde die ganze Welt Amerika mit Missgunst und Widerwille begegnen. Ganz Amerika? Nein, es gibt ein Dorf an der Ostküste, das jedem oberflächlichen Anti-Amerikansimus trotzt und dessen Name zum Synonym für Träume, Erfolg und ewige Partys steht: New York!
My little Town blues are melting away
Seit Ende Januar läuft in unseren Kinos eine liebenswerte Hommage an die 19-Millionen-Metropole am Hudson River, „New York, I love you“. Elf Regisseure erzählen in je acht Minuten kurzen Episoden über zwischenmenschliche Beziehungen. Den Produzenten ist ein gelungener Mix aus Staraufgebot und No-Names gelungen, unter den Regisseuren finden sich Quoten-Kracher wie „Faith Akin“ (der seit „gegen die Wand“ ja so ziemlich überall mitmischt, wo Publicity winkt) oder Brett Ratner („X-Men der letzte Widerstand“) – aber eben auch sehr inspirierende neue Namen. Ebenso semi-prominent die Darsteller-Liste: Orlando Bloom, Shia LaBeouf, Christina Ricci, Andy Garcia und Natalie Portman (die auch als Regisseurin einen der Filmchen schuf), nebst vielen neuen, unbekannten – aber durchaus sehenswerten – Gesichtern. Ein Highlight ist sicherlich die umwerfende „Drea de Matteo“, die Serien-Junkies aus „Sopranos“ und „Desperate Housewifes“ kennen und verehren. New York als wichtigster Protagonist und roter faden tritt eigentlich sehr unaufdringlich und eher beiläufig auf. Die Episoden finden an den schönsten und berühmtesten Schauplätzen statt, vom Central Park bis China Town, aber angenehmerweise, ohne die Stadt zu verkitschen oder zu verherrlichen. Stattdessen erhält man nebenbei auch brutale Einblicke in die heruntergekomme Seite von New Yorks Glitzerfassade. Die intimen Momentaufnahmen einer alternden Schauspielerin, eines verzweifelt-depressiven Hotelpagen, und eines von Träumen erfüllten Jungen im Rollstuhl sind zwar nicht immer bedingungslos heiter, sondern manchmal recht herzschmerz-traurig, aber von großer poetischer Schönheit, zum Beispiel, wenn das New Yorker Ehepaar an ihrem 63. Hochzeitstag in Brighton Beach flanieren, sich dabei zanken und nerven, wie es nur alte Ehepaare können, und man weinen möchte, angesichts der tiefen Verbundenheit und Liebe des alten Pärchens.
Es sind diese romantisch-schönen Augenblicke, die den Film seinem Vorgänger „Paris, je t’aime“ so überlegen machen. Klar, wir alle kennen hunderte Folgen „Sex and the City“, die Filme „Taxi Driver“, „Wall Street“ und sogar intelektuelle NY-Portraits wie „110902“. Haben wir also nicht schon alles von dieser Stadt gesehen, was es cineastisch umzusetzen gibt? Nein, eben nicht. „New York I love you“ zeigt uns noch einmal neue manchmal komische, manchmal tragische Facetten, die den Kinosausflug wert sind. Aber Achtung: Es würde mich nicht wundern, wenn der ein oder andere nach dem Film plötzlich Fernweh bekommt, und die Stadt einmal live erleben möchte. Oder sich zumindest einen dieser albernen I-love-NY-Becher auf den Schreibtisch stellt.
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[Video ist leider nicht mehr verfügbar]
P.S: Weitere Städte-hommagen sind geplant, aktuell basteln die Macher nach Paris und New York an Shanghai!
Der olfaktorische Spaziergang durch New York: Bond N° 9
Dass NYC nicht nur die Stadt der tausend Facetten ist, sondern auch ein Ort voller Düfte, beweist seit einigen Jahren eine smarte Französin, die ihr Quartier in der prächtigen Bond Street Nummer 9 aufgeschlagen hat, und von dort Düfte in die ganze Welt verkauft. Die (wirklich) luxuriösen Kreationen im unverkennbaren Sternenflakon drehen sich um einzelne Viertel der Metropole, greifen Szenen, Momente, Eindrücke auf und setzen sie in ganz wunderbaren Parfums um. Ein Sprüher der kostbaren Essenzen (mit extrem hoher Parfum-Konzentration) löst eine kleine Flut an Eindrücken aus. Sie waren noch niemals in New York? Macht nichts, die Düfte funktionieren auch ohne reelle Erinnerung: Zum Beispiel „Chinatown“, einer meiner Lieblinge aus der Bond-Kollektion, er vermischt die Grenzen zwischen Ost und West, wie ein Besuch in einer der quirligen Garküchen voller exotischer Gerüche, Geplapper und Geräusche es eben auch täte. Das Parfum mit Zeder, Bergamot, Tuberose, Patchouli und Sandelholz beginnt süßlich-floriental, reduziert sich aber – wenn die Kopfnoten verflogen sind – auf einen ganz zarten Duftschleier mit dunklen, holzigen Akkorden und femininer Vanille. Der Flakon erinnert an entzückende Ming-Vasen, und fast meint man beim Schnuppern, aus der Ferne leise Musik zu hören, Peking-Oper natürlich, und im Kopf glimmen ganz von alleine kleine rote Laternen und Lampions in engen Häuserschluchten auf. Die Bond-Düfte sind vielleicht wegen dieser kunstvollen Assoziationen so erfolgreich in Europa: weil man nie dort gewesen sein muss, um den Zauber eines Viertels zu verstehen und seine Schönheit zu erahnen. Die Parfums schicken den Geist auf die Reise, und auch wenn die Bilder, die mit dem Duft vor dem geistigen Auge vorbeiwehen nur Klischees wiederspiegeln, so machen sie doch glücklich. Chinatown ist für Frauen ein absolut wunderbarer Abendduft, den Sie so schnell sicher an keiner anderen Frau riechen werden.
Die neueste Entdeckung der Bond-Nasen ist „Brooklyn“, das Viertel der Künstler, Blogger und Kreativen. Eigentlich so etwas wie eine Stadt in der Stadt, hat sich das Szene-Viertel erst im Laufe der letzten Jahre von der 2.Wahl all derer, denen das „richtige“ NY zu teuer ist, zu einem In-Treff gewandelt. Musiker, Sprayer, Mode-Journalisten – hier leben die jungen Wilden in umgebauten Lofts und modernisierten Klinkerbauten. Nun widmet Bond N°9 dem angesagten Stadteil einen Duft, der (natürlich) „Brooklyn“ heißt. Ein Unisex-Parfum, aber mit fruchtig-maskulinem Einschlag. Für mich ganz klar: Liebe auf den ersten Riecher. Der Duft ist ganz klar, spritzig, in der Kopfnote sehr erfrischend. Grapefruit und Wacholder, mehr brauche ich wohl nicht zu sagen. Dazu kommen Kardamom, Geranium-Blätter, Zeder, (das auch als Heilmittel bekannte) Guajakholz und Leder. Strahlend, sehr sexy und unkompliziert- modern. Der Flakon – dazu passend in Graffiti-Optik.
Seeeehr cool im Badezimmer! Aber um ehrlich zu sein, wer (wie ich) viele Gäste hat, die gerne mal im Bad das Duftsortiment des Hausherren ausprobieren, der wird den Flakon eher verstecken. Denn ich bin sicher, wer den Duft einmal probe-riecht, will ihn haben. Und das würde ja zwangsläufig dazu führen, dass „Brooklyn“ der meistgetragene Duft im Freundeskreis ist. Und das will ich natürlich nicht – Deswegen verrate ich nur Ihnen meinen Geheimtipp des Frühjahrs: werden Sie Brooklyner.
You’ll love it !
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