…und somit folgt als drittes und letztes heute eine Rezension zu Chaman’s Party, dem fünften und letzten Duft der Honoré des Prés-Kollektion und meinem besonderen Liebling.
Zuerst aber einmal zu den Ingredienzen: Vetiver, Basilikum, Guajakholz, Gewürznelke.
Ein explosiver Duft, der sogar aphrodisierende Wirkung haben soll, so der Pressetext. Inspiriert durch einen Aufenthalt in einem Baumhaus in den Tiefen des Amazonasdschungels, des jungfräulichen sogar. Dort, in dieser Ursprünglichkeit, wo einen der Odem der feuchten Erde, der Bäume und ihrer Wurzeln umweht, wie sie auch schon zu den Zeiten der Urväter existierten, ein heiliger hölzerner Kokon. Ein anregender und ausgleichender Duft für Körper, Herz und Seele.
Jep. Hier hat wer gaaaanz tief in die Marketingtrickkiste gegriffen: Für all jene Menschen, die wissen, wie man mit der Kraft der Erde atmet. Oder sich erdet. Egal. Auf jeden Fall fühlte ich mich doch schon seeeehr an Joseph Conrad Heart of Darkness, das Herz der Finsternis von 1899 erinnert. DER Abenteuerroman. Eine Expedition in den Dschungel, die Gegensätze samt ihrer Ambivalenz(en) zutage fördert: Natur versus Kultur, Naturgesetz versus Moral. Und die kulturelle Errungenschaften oder das, was man als solche bezeichnet, in Frage stellt: Zivilisation, Kolonialisierung, Moral, Gerechtigkeit, Erziehung, Werte usw.. Wie sagte Bertrand Russell über Conrad: „Von allem, was er geschrieben hatte, bewunderte ich am meisten die furchtbare Erzählung Herz der Finsternis, die seine Lebensanschauung vollkommen ausdrückt: der leidlich moralische Kulturmensch auf dem gefahrvollen Weg über eine Kruste kaum erkalteter Lava, die jeden Augenblick durchbrechen und den Unvorsichtigen in heiß lodernde Abgründe sinken lassen kann.“
Ich hätte tanzen können wie Rumpelstilzchen um das lodernde Feuer, als ich Chaman’s Party auf meinen Arm roch: Hier hat es jemand ernst gemeint und ernst gemacht mit seiner Ankündigung. Das hier ist wirklich Heart of Darkness. Der Vetiver, der einem in den Kopfnoten entgegenspringt, hat eine enorme Präsenz, wobei die Priorität in diesem Duft bei dessen rauchiger Facette liegt – die Rauchnoten sind extrem und erinnern mich in dieser Intensität an meinen geliebten alten – schon lange reformulierten und dadurch leider abgeflachten – Route du Vetiver von Maître Parfumeur et Gantier sowie an Le Labos Patchouli 24. Ja, das meine ich auch ernst. Daß die sonst eher gerne mal ätherisch veranlagte Frau Giacobetti hinter diesem brachialen Auftakt steckt, ließ meine Verwunderung, die positive, nicht kleiner werden. Im weiteren Duftverlauf bleibt der Vetiver noch eine ganze Weile krachig, hinzu kommt eine gekonnt balancierte Schärfe von dunkelgrünem Basilikum und trockener Gewürznelke, die im Laufe des Duftes eine zurückhaltende Süße entwickelt, allerdings nie in dem für sie typischen cremig-würzigen Ausmaß – wer Probleme mit Gewürznelken hat, möge sich in diesem Falle nicht unbedingt von vornherein davon schrecken lassen, die Gewürznelke hier ist untypisch umgesetzt und offenbart nicht alle jener Nelkenqualitäten. Gegen Ende der Party entwickelt der Duft in der Basis annäherungsweise etwas wie eine leichte Wärme – hier hat sich das Geschehen ein wenig beruhigt, der Duft schwelt ein bißchen gleich einem Feuer, um das ich aber immer noch tanzen würde bzw. tanze…
Chaman’s Party geht bei mir auf jeden Fall in den zweiten Test, ich finde den Duft besonders und schön, habe aber auch, das sei hier bemerkt, eine ausgeprägte Leidenschaft für Vetiver und Rauch. Der Duft hat meines Erachtens nach die beste Haltbarkeit im Vergleich mit den anderen Parfums aus der Kollektion.
Ich bin sehr gespannt, ob mich jemand zum Tanzen auf die Schamanenparty begleitet 😉
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende Euch,
Eure Ulrike.
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