Öko die Zweite – Honoré des Prés Teil 2

Gestern hatte ich bereits die ersten beiden Düfte der neuen Honoré des Prés-Kollektion vorgestellt, die diese Woche Duft-Thema ist. Fünf an der Zahl sind es, zwei davon nehme ich heute für Euch unter die Lupe, Nummer drei folgt dann noch morgen.

Honoré’s Trip ist der einzige Duft, der nicht von Frau Giacobetti gemacht wurde. Er wurde wohl von und für den Honoré selbst geschaffen. Mich würde ja brennend interessieren, ob die angebliche Gründerfamilie, von der im gesamten Pressematerial die Rede ist, tatsächlich existiert, oder ob sie frei erfunden wurde, ob sämtliche Familienmitglieder sowie deren Episoden, Zitate ein Marketingkniff, -gag sind oder nicht. Fotos sucht man nämlich überall vergeblich. Alles mutet aristokratisch und zugegebenermaßen dadurch auch ein wenig pseudo-elitär an. Zumal der Name auch verdächtig an die beiden Pariser Quartiere Faubourg Saint-Honoré sowie Saint-Germain-des-Prés erinnert, ersteres bevorzugtes Wohnviertel des Adels und zweiteres das Viertel der aufstrebenden Bourgeoisie im 18. /19. Jahrhundert, von Balzac und anderen gerne beschrieben und heute zwei Luxusviertel. Der Honoré selbst wird, sollte es ihn den geben, als ein französischer Dandy in allerbester Wilde-Manier beschrieben, nämlich als, ich zitiere, „eternal Bohemian teenager“ sowie als „highly talented night reveller and rich landowner, who is still searching for his muse“, der darüber hinaus ein Faible für Yoga hat. Alles klar? Da fragt man sich ja schon mal… sollte ich einmal nähere Infos dazu finden, reiche ich diese selbstredend nach.

Honoré des Prés Honoré's TripAber – weiter im Text. Der Honoré duschte sich wohl in seinem Ferienhaus jeden Morgen mit gesammeltem (Regen?)Wasser und trank hernach zum Frühstück einen frisch gepressten Saft. Seitdem – oder auch schon zuvor – verbindet er Zitrusfrüchte, mediterrane, in ihren satt-leuchtenden Farben mit (Lebens)Freude und Heiterkeit, mit Vitalität und Energie. Und wollte so einen Duft, der all jenes einzufangen vermag.

Das Rezept ist ganz einfach, die Ingredienzen sind es auch: Orange, Mandarine, Zitrone und Pfeffer. Aber, wie steht es schon in der Honoré des Prés-Pressemappe: Oma des Prés sagte schon immer: „Rich is simple.“ – Oder auch: „Less is more“, einen Ausspruch, den man dem Bauhauspionier Mies van der Rohe zuschreibt. In dem (wie in vielen anderen Fällen) stimmt es auch, definitiv. Schon die satte Mandarinenfarbe des Duftes stimmt einen beschwingt und Honoré’s Trip müßte für die vielen Fans von zitrischen Düften eine wahre Wonne sein: Ein Hesperidencocktail, der rockt, ehrlich. Frisch, prickelnd, zitrisch, saftig, spritzig und strahlend – deutlich zu riechen sind alle angegebenen Zutaten und zwar: frisch angeschnitten. Man riecht das satte Fruchtfleisch, den durch den Anschnitt aus der Frucht laufenden Saft, die herben Schalen – und in den zitrischen Höhen würzt Pfeffer pikant und rundet somit das gewisse Extra spendend den Duft gelungen ab. Hier gibt es nichts zu meckern. Ein rundum schöner Duft, sehr authentisch und einmal ohne die übliche Moschusbasis, was mich persönlich besonders freut. Mit Sicherheit ein toller Sommerbegleiter.

Honoré des Prés Sexy AngelicSexy Angelic – mmmhh… ein „secret love elixir“, inspiriert durch den hölzernen Alkoven (eine Bettnische) in einem nicht näher namentlich erwähnten Luxusdesignerhotel, von dem aus man den Blick auf den wunderschönen, selbstverständlich ökologisch wertvoll drappierten Garten hatte… Ein Spiel wird hier zitiert, das älteste Spiel der Welt: Ein Duft der Verführung soll es sein, jener ambivalenten, bestehend aus Schierlingsblüte, einer Prise Angelika (Engelwurz) sowie einem Hauch frisch gebackenem Calisson, dem berühmten Marzipankonfekt aus Aix-en-Provence.

In ein Calisson beißen heißt Widerstand erwarten und auf Zartheit treffen, so sagt man in der Provence. Und das trifft nicht nur auf diese, sondern auch auf unser Sujet zu: Sowohl auf die Thematik der Verführung als auch auf unseren Duft, Sexy Angelic. Man hat es hier auch mit einem Thema zu tun, daß Giacobetti recht gut liegt, wie man bereits beispielsweise bei Safran Troublant sehen konnte: Süße in Kombination mit Skinnigem, verwandelt zu zuckriger Haut, gerne in Verbindung mit Anis oder ähnlichem. In diesem Falle eben Engelwurz. Und – Marzipan.

Was hier als Hauch angekündigt wurde kommt einer latenten Untertreibung gleich: Sexy Angelic ist ein luftig-zuckriger Marzipankuß, dahingehaucht auf die Haut. Zarte, dezent florale Anklänge sind wahrzunehmen samt würzig-kräuterigem Engelwurz, allerdings im Hintergrund agierend. In allererster Linie ist Sexy Angelic bittersüße Marzipanverführung, die durch ihre Transparenz vielleicht auch für einige in Frage kommen könnte, die normalerweise bei Gourmanddüften die Flucht ergreifen.

Auch bei diesen beiden Kandidaten gilt, genauso wie gestern: Bitte auf der eigenen Haut testen. Die Haltbarkeit und Aussage sind doch, wie ich im Praxistest auf der eigenen Haut wie auch auf der von Freunden, die mal wieder für meine Duftexperimente herhalten mußten, doch sehr unterschiedlich.

Morgen folgt noch die Rezension zu meinem besonderen Liebling der Linie, Chaman’s Party.

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Stefan
    1. Februar 2010
    Antworten

    Das ist wahrlich ein Trip… Ein Trip in meine Jugend, die 80er, wo es bei manchen Freunden immer keinen frisch gepressten Orangensaft gab… sondern chemisch-synthetisches C-Frisch-Pulver in Wasser aufgelöst wurde… Genauso bissig ist dieser Trip.

    …und total flüchtig.

    • Ulrike
      6. Februar 2010
      Antworten

      Huhuu Stefan,

      … uuuuh, das hört sich gruselig an *lach*
      C-Frisch-Pulver anstatt Onkel Dittmeyer… bah 😉
      Wundert mich allerdings, daß Dich der Trip so beißt – auf meiner Haut kam er recht schön raus und war auch, für Hesperidenverhältnisse, recht haltbar… so unterschiedlich ist es eben mit der Hautchemie. Nun ja, es wird ja wieder Sommer (auch, wenn es gerade nicht danach aussieht, ich weiß…) – da warten sicher noch einige neue Hesperiden auf Dich 🙂

      Liebe Grüße, Ulrike.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert