Osmanische Delikatessen …

… offeriert uns die gute Frau Mecheri bereits seit Jahren: Ihr Bestseller Loukhoum ist benannt nach der Süßigkeit Lokum. Diese auf englisch als Turkish Delight bezeichnete Nascherei, fast ausschließlich aus gelierter Stärke und Zucker bestehend und auf der Basis eines Sirups gefertigt, trägt ihren Namen nach dem türkischen „lokma“, ein „Happen“ oder auch „Bissen“ – gerne auch „Rahat-Lokum“, was soviel wie Gaumenfreude bedeutet, wie mich Wiki belehrt. Und, das ist wichtig: Lokum wird gerne mal aufgrund seines englischen Namens mit Türkischem Honig verwechselt, was aber falsch ist, da dieser Begriff eine ältere Bezeichnung für weißen Nougat ist. Aha.

Keiko Mecheri LoukhoumGut. Lokum ist also – süß. Aber eben eine Art Gelee, oftmals mit Rosen- oder Orangenblütenwasser, Zitronen- oder Orangensaft versetzt und manchmal mit gehackten Nüssen oder Aprikosen angereichert. Insofern dürfte mich/uns etwas Süß-Fruchtig-Zuckriges erwarten. So. Vermutlich muß ich mir das an dieser Stelle nur nochmal ins Gedächtnis rufen, da ich bei türkischen/arabischen Süßigkeiten eigentlich gedanklich immer in Blätterteig-Gebäck- oder Nougatrichtung(en) abdrifte…

Nun, Rahat Lokum kennen wir auch im olfaktorischen Bereich schon irgendwoher… Stimmt – von Herrn Lutens. So habe ich mal meine Schublade bemüht und kann mein Näschen für den direkten Vergleich glücklicherweise auch parallel über eine Probe von Rahät Loukoum hängen.

Serge Lutens‘ Rahät Loukoum offenbart bereits im Auftakt Noten von Marzipan, gerösteter Mandel und Rosenwasser. Ich rieche darüber hinaus Anklänge von likörigen Morello-Kirschen (welche wohl, da sind sich die Informationsquellen im Internet wieder uneinig, nicht unbedingt im Duft enthalten sind bzw. sein müssen), gebettet auf einer pudrig-süßen, vielleicht ein bißchen ambrierten Honig-Vanille-Basis mit ausreichend Moschus, alles in allem ein wenig an Amarettinis erinnernd. Süß. Extrem gourmandig. Aber auch durch Mandel und Marzipan ein klein wenig herb – wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von Herbe sprechen kann…

Madame Mecheris Loukhoum enthält wohl folgende Ingredienzen: Hagedornblüten, bulgarische Rose, Bourbon-Vanille, Hölzer.

Keiko Mecheri LoukhoumBei Loukhoum entfällt die Lutensche Kirsche gänzlich: Ich vermag hier keine fruchtigen und auch keine likörigen Noten zu entdecken, auch rauchige Anklänge sind nur sehr dosiert vorhanden. Loukhoum ist in allererster Linie pudrig und sehr süß sowie vanillig mit ein wenig Würze, was in mir sofortige Gebäckassoziationen weckt. Die Blüten, vor allem die schüchtern im Hintergrund wahrnehmbare (kandierte?) Rose, schaffen eine dezente, ätherisch anmutende Tiefe oder auch
Weite, verziert durch goldenen Honig.

Beide Düfte sind – schön, wenn man Gourmands mag, obgleich weit davon entfernt, 200% alltagstauglich zu sein. „Immergeher“, wie ich zu sagen pflege, sind es definitiv nicht. Auch sollte man sie sparsam verwenden… Mecheris Loukhoum erscheint mir noch einen Tick tragbarer, da dieser Duft spätestens ab dem Herzen einen Dreh in die „Kuschelmuschel“-Ecke bekommt: Er bleibt zwar durchgängig gourmandig, süß und zuckrig-pudrig, zeigt sich aber später etwas hautnaher, während der Lutens alle Dessert-Register zieht und sich zwar im Duftverlauf etwas „beruhigt“, aber durchgängig auffällig bleibt und ist.

Was ist nun mit den beiden „Neuen“ von Mecheri, Parfum du Soir und Eau Poudrée?

Parfum du Soir wird als eine „Destillation“ von Loukhoum beschrieben, ähnlich also wie beispielsweise bei der Herstellung von Brandy aus Wein. In der Tat ist er eine äußerst konzentrierte Variante, darüber hinaus aber auch die dunklere, erwachsenere von beiden, wie der Name schon vermuten läßt. Während Loukhoum hellpudrig und honiglich süß ist, offenbart Parfum du Soir Nachtseiten: Tiefer, dunkler, samtiger, ernsthafter, ein wenig erwachsener und erotischer ist Parfum du Soir. Es ist der würzigere Duft von beiden, von trockenerer Süße und mit Oud verfeinert. Mir kam dazu jenes Gemälde der polnischen Art-Déco-Malerin Tamara de Lempicka in den Sinn mit den beiden jungen Mädchen – Schwester vielleicht, in jedem Falle aber ähnlichen Alters, aber doch so verschieden und beide schön auf ihre Weise.

lempicka2Für Eau Poudrée sind folgende Ingredienzen gelistet: weiße Rose, Irispuder, Veilchengrün, Narzisse, Bourbon-Vanille und Mecheris „Kristallmoschus“. Und ehrlicherweise deckt sich dieser Duft für mich am ehesten mit der Erinnerung, die ich an Lokum habe. Alle anderen Düfte gehen für mich in Richtung des türkischen Honigs oder anderer Gebäckvarianten, Eau Poudrée riecht aber in der Tat wie ein solches „Jelly Candy“, was Lokum eben ja auch ist: Saftige Fruchtsüße und Puderzucker im Duett, kandierte Rose, süß-florale Noten mit einem Hauch Grün sowie sanfte Vanille auf einem hellen Moschusbett. Auch hier ein Tamara de Lempicka-Gemälde – ebenfalls mal wieder eines ihrer bevorzugten Motive – ein namenloses, schönes junges Mädchen. Unbeschwert die (süße?) Leichtigkeit des Seins verkörpernd in seiner Jugend.

Welches ist Euer Duft, welches Eure Wahl?

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,

Eure Ulrike.

Bildquelle 1, Bildquelle Deux Filles von Tamara de Lempicka

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

10 Kommentare

  1. Annette
    23. Januar 2010
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    ganz lieben Dank für diesen supertollen Bericht!

    Ich liebe den Loukhoum heiß und innig und möchte nie wieder auf ihn verzichten.
    Er fällt natürlich immer wieder auf,- entweder liebt man ihn, oder man hasst ihn.

    Nun bin ich mit mir am hadern, ob der Poudree für das Frühjahr eine tragbarere Variante ist?
    Mein Pröbchen ist fast leergetestet und ich hab mich immer noch nicht entschlossen….

    Den „du Soir“ wollte ich eigentlich gar nicht testen, aber nun bin ich doch ziemlich neugierig geworden und so wird sicherlich bei der nächsten Bestellung ein Pröbchen mit ins Warenkörbchen wandern….

    Viele Grüße,
    Annette

  2. Ulrike
    23. Januar 2010
    Antworten

    Hallo liebe Annette,

    oooh ja, Loukhoum ist definitiv ein Love it or hate it-Duft 😉
    Meines ist es ja nicht, mir würden alle nicht stehen, obgleich ich sie schön finde – aber eben nicht für mich.
    Der Original-Loukhoum und seine „dunkle Schwester“, das Parfum du Soir, sind schon „heftig“, da fände ich den Poudrée in der Tat für den Frühling, beginnenden Sommer eine schöne Alternative. Wie entwickelt er sich den auf Deiner Haut? Meine Haut bringt richtig schön diese Art gelierte Rose zum Leuchten in Verbindung mit der fruchtigen Süße… doch, ich könnte ihn mir gut als tragbarere Variante für wärmere Jahreszeiten vorstellen.

    Liebe Grüße,

    Ulrike.

  3. Annette
    23. Januar 2010
    Antworten

    Hallo Ulrike,

    der Poudree entwickelt sich auf meiner Haut genauso, wie Du es beschrieben hast. Leider ist die Rose mein Problem. Damit stehe ich normalerweise etwas auf Kriegsfuß. Aber in dem Poudree finde ich sie eigentlich sehr schön verpackt.

    Deine Antwort hat mir auf jeden Fall schön mal sehr weiter geholfen.
    Ich denke, der Poudree wird bestimmt in nächster Zeit bei mir einziehen, denn wenn die Temperaturen steigen, wird selbst mir der Loukhoum zu heftig. Schließlich muss dann ja ein Ersatz her! *g*

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende

    Annette

  4. Ulrike
    23. Januar 2010
    Antworten

    Huhuu Annette,

    das kenne ich gut mit der Rose: Ich konnte jahrelang Rosendüfte gar nicht ertragen, obgleich ich Rosen als Blüten in der Wohnung und auch deren Duft dann im Original sehr gerne mochte.
    Bei mir kam die Annäherung dann über die Dunkelrosen: Zuerst ein paar Oudrosen, dann ein paar holzige Rosen, dann mal Rose mit Pfeffer und dann Rose mit Rhabarber usw. – mittlerweile mag ich Rosendüfte sehr, wenn auch nicht jede Richtung. Ich denke, ich mußte mich da einfach ein wenig „hineinriechen“.
    Vielleicht geht es Dir ja ähnlich 😉

    Liebe Grüße zurück und ebenfalls ein schönes (Rest)Wochenende,

    Ulrike.

  5. 21. April 2010
    Antworten

    Mmm, „Rahat-Lokum” es lohnt sich das zu probieren, und man kann so viele andere Delikatessen mit ihm backen

  6. Felicitas
    18. Dezember 2013
    Antworten

    Da ich einen richtigen Kuschelduft suche, der mich durch den Winter begleiten soll, habe ich heute mal Loukhoum probiert. Bereits der erste Hautkontakt überzeugt mich. Bei mir kommen nicht so sehr die süßen Bestandteile zum tragen, obwohl sie schon da sind. Bei mir werden lediglich die Hölzer weicher und kuscheliger und das gefällt mir so gut, dass ich mir Loukhoum selber zu Weihnachten schenken werde.

  7. Felicitas
    19. Dezember 2013
    Antworten

    …und genau das habe ich heute bereits getan! So spontan kaufe ich sonst keine Düfte.

  8. Ulrike
    14. Januar 2014
    Antworten

    Herzlichen Glückwunsch zur neuen Duftliebe Felicitas! Loukhoum wird Dich sicher noch schön durch die kalten Tage begleiten, der sanfte Seelenschmeichler 🙂

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

  9. Felicitas
    27. Januar 2014
    Antworten

    …das tut er ununterbrochen seit 20.12.. Es ist ein Duft wie für mich gemacht.

  10. Ulrike
    3. Februar 2014
    Antworten

    Ein Holy Grail, ein gefundener? Das ist immer toll 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert