Luxusleder und Luxusluder

Wie letzte Woche verkündet verweilen hier bei mir noch einige Pröbchen, derer ich mich noch annehmen möchte mittels des geschriebenen Wortes. Und zwar spreche ich von Keiko Mecheris Loukhoum-Trio sowie Datura Blanche und Cuir Cordoba. Auf letzteren werde ich heute mein Augenmerk lenken, der Rest folgt

Viele von Euch kennen meine Duftvorlieben ja schon ein wenig, insofern wird es den einen oder die andere auch nicht weiter verwundern, wenn ich mich zuerst auf den Lederduft stürze. Den Lederchen gehört nämlich seit je her meine Leidenschaft – unabhängig von ihrer Ausprägung.

Und es gibt ja sooo viele davon…. Sattelleder mitsamt wettergegerbtem Cowboy (Tauers Lonestar Memories), dann den kühlen Understatement-Gentleman (Knize Ten), die beste Handtasche der Welt oder auch: den mysteriösen, aber doch auch vertrauenseinflößenden Fremden (Montale Aoud Cuir d’Arabie), die Domina auf Hawaii oder besser: Caipirinha-trinkende Mata Hari (Vip Room) und viele mehr: z.B. den ambivalenten Heeley Cuir Plein Fleur, diese Mimosen-Leder-Lolita, Chanels Klassiker Cuir de Russie, Serge Lutens Cuir Mauresque, Parfum d’Empires Cuir Ottoman oder Tom Fords Tuscan Leather, um nur einige meiner Lieblinge zu nennen… Ich sehe schon, eigentlich sollte ich mal ein Lederspecial machen… das werde ich mir vormerken.

Nun zum eigentlichen Thema zurück, Cuir Cordoba. Benannt logischerweise (und jetzt nicht soo originell) nach dem diesbezüglichen Ledertyp, dem Cordovan-Leder, das seinen Namen von der spanischen Stadt Córdoba bekam. Die Leder aus Córdoba, vornehmlich Ziegen- und Pferdeleder, waren schon immer im oberen Preissegment angesiedelt und kleideten in den letzten Jahrhunderten nicht nur Hände und Körper sondern auch Wände. Darüber hinaus wurden sie für Möbel und Kunsthandwerk verwendet – in natur, bestickt, bemalt und sonst wie be- und verarbeitet.

Bleiben wir doch einmal bei den Kunstwerken. Cuir Cordoba hat nämlich in meinen Augen eher weniger etwas mit der Gebrauchskleidung zu tun, riecht weder nach Biker noch nach Domina, mitnichten. Mich erinnert Cuir Cordoba an ein rares Kleinod, ein sammelwürdiges „Stück“ Kunst, ein kleines Lederkunstwerk: Vielleicht ein paar feinste Handschuhe, die die zarten Hände eines schönen Menschen vor der rauen Realität bewahren oder auch ein prächtig gefertigtes Tagebuch, das dessen Gedanken und Träumen Raum gibt.

Widmen wir uns erstmal den Ingredienzen: Bergamotte, Iris, Hagedorn, Elemiharz, Patchouli, Sandelholz, Benzoeharz, Wildlederakkord.

Bergamottesprenkel wird man im Auftakt gewahr, die sich allerdings bald zurückziehen für fruchtig-herben Hagedorn sowie eine cremig-erdige Iris. Diese bekommen Gesellschaft von dem sogenannten „Wildlederakkord“, einer „Mixtur“ aus mindestens drei bis vier unterschiedlichen Zutaten, die eben jenen Wildledercharakter imitieren. Die Basis ist harzig-warm, opulent und süßholzig und bildet somit einen perfekten Untergrund für die restlichen Protagonisten.

In der Tat vermeine ich, wie man oben bereits erkennen konnte, verschiedene Ledertypen herauszuriechen, obgleich jene eben immer Resultat eines Akkords sind und natürlich kein Destillat. Trotzdem halte ich die Differenzierungen zwischen Wildleder und normalen Ledernoten nicht für einen Marketingkniff – und ich bin der Ansicht, daß man das bei Cuir Cordoba einmal mehr schön ersehen kann.

Das hier ist Wildleder. Reinstes und feinstes Wildleder. Mit fruchtigen Akzenten, die an Aprikosen oder Pfirsich erinnern, floralen Anklängen sowie warmen Harzen. Es schmiegt sich an und legt sich auf die Haut als wäre es für nichts anderes geschaffen. Cuir Cordoba vermittelt ein Gefühl des Luxus. Wie sagte bereits Oscar Wilde? „Man umgebe mich mit Luxus. Auf das Notwendige kann ich verzichten.“

Keiko Mecheri Cuir CordobaCuir Cordoba verkörpert genau das. Und er ist darüber hinaus noch – sinnenfroh. Wir sprechen hier nicht von einem kühl-distanzierten und komplett unnahbaren Leder – nein. Ein bißchen Erotik wohnt dem Düftchen auf jeden Fall inne… Also keine überlegene Blauer-Engel-Marlene… Emma Peel? Zu rockig. Cat Woman? Schon besser. Barbarella? Zu spacig und zu offensiv. Vielleicht Dita? Jaaah. Genau so könnte ich mir das vorstellen, seht selbst:

Im übrigen: Cuir Cordoba ist eine Schwester von Serge Lutens Daim Blond, ohne Zweifel. Diesen habe ich zwar lange nicht mehr gerochen und auch leider als Vergleich nicht zur Hand, allerdings weiß ich doch deutliche Ähnlichkeiten zu erkennen. Daim Blond wurde damals bei mir furchtbar klebrig auf der Haut, eine schwere und pappige Süße, die mir den Duft damals verleidete. Diese fehlt Cuir Cordoba gänzlich insofern könnte das ein neues Lederchen für meine Kollektion werden.

Bin gespannt auf weitere Meinungen und grüße Euch erstmal ganz herzlich,

Eure Ulrike.

Bildquelle Hamburger Abendblatt, some rights reserved.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Martina Weber
    20. Januar 2010
    Antworten

    Jetzt habe ich ein – oder eher mehrere Probleme. Zufällig bekam ich heute den Umschlag mit divesen Abfüllproben ebenso diverser Düfte – und dabei ist auch Cuir Cordoba.
    Ich habe schon den ganzen Morgen herumprobiert – geschnüffelt – gerochen – und es sind oder waren schon mindestens 3 Favoriten oder „must-haves“ dabei. Und dann noch dieses ! Deine Beschreibung hier hat natürlich die Waagschale ziemlich heftig auch noch in Richtung „Cuir“ geschubst – so ein edler, unaufdringlicher aber hocherotischer Duft – den MUSS ich haben. Denke ich. Das Problem kennst Du sicher auch – die Gier der Nase ist meist größer als die Potenz des Portemonnaies – und da dem halt so ist, muss ich abwägen. Die Verführungskraft eines (neuen, für mich…) Duftes ist meist so groß, dass ich bevorzugt gut rieche, als gut esse(n gehe) – und so habe ich weitaus mehr Düfte im Schrank als Adressen von besuchten Restaurants ;-))
    Cuir Cordoba ist umwerfend. Da ich die passenden ( langen) Handschuhe habe, kann ich zumindest in den zwei Accessoires Dita nacheifern. Danke für Deine wunderbare Revision dieses Duftes – es war gewiss ein Gran an der Waage zur Kaufentscheidung ! Ich bin so enorm empfänglich für gute, farbige, Bilder-hervorrufende Be-Schreibungen…

  2. Margot
    20. Januar 2010
    Antworten

    Liebe Ulrike,
    Daim Blond war vor einigen Jahren meine erste große Liebe von S. Lutens. Bei mir klebte nichts und ich wurde öfter darauf angesprochen. Es ist eben nicht der Standard den „Frau“ trägt. Daim Blond ist auch heute für mich noch etwas besonderes. Auf der kürzlichen Suche nach einem Duschgel bin ich über CUERO von La Martina gestolpert. Empfehle Dir, Deiner Nase auch diese Komposition zu gönnen. Finde CUERO ebenfalls sehr gelungen.
    Viele Grüsse,
    Margot

  3. Ulrike
    20. Januar 2010
    Antworten

    Hallo Ihr beiden,

    tja Martina, was soll ich sagen – natürlich kenne ich das Problem mit der Gier und dem HABENWOLLEN. sehr gut sogar 😉
    Und Dita paßt in der Tat ganz perfekt zu diesem Duft finde ich. Eine tolle Frau.
    Bin gespannt wann Du der Versuchung erliegst 😉 Ich kann für gewöhnlich meist nicht lange widerstehen 😉
    Liebe Margot, vielen Dank für den Tipp! Cuero von La Martina kenne ich noch nicht, werde ich aber auf jeden Fall demnächst mal testen. In der Tat fand ich bereits den Herrenduft Bayres von La Martina ziemlich beeindruckend: Sehr ausgefallen für einen Mainstreamduft und wirklich sehr schön.

    Liebe Grüße, Ulrike.

  4. fredi
    25. Januar 2010
    Antworten

    So, jetzt habe ich die sehnsüchtig erwartete Probe von Cuir cordoba endlich testen können. Bin ich doch ein grosser Fan von VIP Room und Cuir Béluga, beides eher süsse Wildlederdüfte. Und ich muss sagen: Cuir cordoba enttäuscht nicht! Es hat zwar deutliche Ähnlichkeit mit Daim blond, da wohl dieselbe Wildlederkomposition verwendet wurde, aber zum Glück nicht dessen saccharinartige klebrige Süsse. Wie Martina weiter oben geschrieben hat: einfach umwerfend! Insbesondere der drydown ist to die for – warm, sexy, sinnlich, und der Duft ein absoluter Kaufkandidat für mich! Und wieder einmal gefällt mir die Version aus dem Hause Mecheri besser als die von Lutens. Das geht mir meistens so, Paname und Lokhoum sind weitere Beispiele. Liebe Grüsse, fredi

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