Umweltschutz und Beauty – wir verraten, wie sie jeden Tag im Badezimmer die Natur schützen, und Ihre Haut gleich mit.
Alles begann vor ein paar Tagen mit einer Tasse Kaffee. Am Liebsten trinke ich Filterkaffee (typisch Deutsch, oder typisch Mann?), schwarz, ohne Zucker. So weit nichts sensationelles. Bis ich kurz vor Silvester eine Freundin aus Paris, zu Besuch hatte, Anja, die mich nach dem Abendessen um eine Tasse Kaffee bat. Und damit nahm das Elend seinen Lauf. Ich starte also meine Filterkaffee-Maschine und es gluckert und brodelt vor sich hin, der Duft von Kaffee erfüllt meine Küche. Der große Faux-pas kommt, als ich besagter Freundin eine Tasse einschenke und die Kanne zurück in die Kaffeemaschine stelle. Anja guckt mich mit großen Augen an und fragt: „Machst Du das immer so?“ – „Äh, was denn?“ – „Na das mit der Kaffeemaschine. Dass Du die Kanne wieder auf die Warmhalteplatte zurückstellst…“ „Naja, äh, ja, eigentlich irgendwie schon, wieso???“
Anja startete einen Appell an mein ökologisches Bewusstsein, dass es doch quatsch sei, die Warmhalteplatte laufen zu lassen, was natürlich viel Strom koste, statt den heißen Kaffee in eine Thermoskanne umzufüllen. Ich wusste erstmal gar nicht, was ich sagen soll. Wie soll man denn auch so ein simples aber logisches Argument vom Tisch wischen. Es folgte ein unfreiwilliger Rundgang durch meine Wohnung, bei dem Anja mit der Treffsicherheit eines Öko-Detektives (oder sagen wir Trüffelschwein) lauter Stromfresser und Umweltsünden in Wohn- und Schlafzimmer enttarnte: Mehrfach-Stecker ohne Aus-Knopf, so dass alle Geräte ständig im Stand-By-Modus laufen, ein halb leerer Kühlschrank („Voll gepackt spart er aber Strom“), Lampen, die ich noch nicht auf Energiespar-Glühbirnen umgestellt hatte, ein Handy-Ladekabel, das an der Steckdose hing, ohne Handy dran („Das frisst Strom, ohne dass Du was davon hast! Und überhaupt, kaufst Du Ökostrom oder normalen?“) und ein gekipptes Fenster über der pullernden Heizung („Stöhn!“). Anjas Fazit: „Du bist eine Umwelt-Sau.“
Ich spiele kurz mit dem Gedanken, sie aus der Wohnung zu werfen, aber Recht hat sie irgendwie schon. Und ich beginne nachzudenken. Über meinen Beruf. Denn wie steht es eigentlich in Sachen Beauty und Umweltschutz? Kann man vielleicht auch bei der täglichen Badezimmer-Routine mehr auf unser Ökosystem achten, als es mir bisher bewusst war?
Die Dosis macht das Gift
Anjas Vortrag geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Auch nicht, als ich dann zu später Stunde wieder alleine bin und unter der Dusche stehe. Hmmm, Duschgel, ich mag es, wenn es richtig schäumt und duftet. Aber wohin verschwindet eigentlich der Schaumrest, der in den Abfluss läuft? Und wäre es vielleicht ratsamer, weniger Duschgel zu verwenden, oder gleich auf Naturkosmetik umzusteigen? Tatsächlich – ich recherchiere am nächsten Morgen ein wenig, telefoniere herum und finde heraus, dass „normale“ Duschgele Zusätze enthalten, die im Klärwerk nicht aus dem Wasser entfernt werden können. Diese gelangen ergo in unser Grundwasser und geraten von dort in den Kreislauf unseres normalen Lebens. Inklusive möglicher Moschus-Verbindungen aus Duftstoffen, die im Verdacht stehen, akut karzinogen (also krebserregend) zu sein. Aha. Die Lösung wäre, deutlich weniger Duschgel zu verwenden und es erst auf den Handflächen aufzuschäumen, bevor es auf den Körper darf. Alternativ reichen ein paar Tropfen Duschgel auf einem Badeschwamm, der herrlich schäumt und so mein Badeerlebnis gar nicht schmälert. Na gut, so weit bin ich einverstanden. Wenn es denn der Natur zugute kommt. Ich mag nämlich keine Umwelt-Sau sein.
Aber es geht weiter: Nach dem Duschen kommt das Deo. Und da ich am Liebsten schwarze Hemden trage, benutze ich natürlich ein Deodorant, das keine weißen Spuren auf dem Stoff hinterlässt. ABER: Viele dieser „unsichtbaren“ modernen Deos enthalten winzige Nano-Partikel, die spurlos das Wachstum von Bakterien hemmen sollen, aber keineswegs unbedenklich sind. Moderne Forschungen haben ergeben, dass die Teilchen bis in den Kern der Körperzellen vordringen und dort die Erbinformation der DNA schädigen können, oder sogar (zum Beispiel als Deo-Spray) in die Lunge geraten und dort Entzündungen hervorrufen können. Leider gibt es bisher keine Kennzeichnungspflicht für Kosmetika mit Nano-Partikeln, denn noch ist nicht eindeutig belegt, welche Folgen diese Produkte für Mensch und Natur haben. Nur, sobald „Zincoxid“ oder „Titanoxid“ die Liste der Inhaltstoffe zieren (vor allem in Sonnencremes), handelt es sich eindeutig um Nano-Partikel. Laut dem deutschen Umweltbundesamt geht die größte Nano-Gefahr aus Kosmetika hervor, denn hier sind die Partikel nicht fest in Materialien eingebunden. Und (logisch), um so mehr Nano-Partikel wir benutzen, desto mehr geraten sie in den Kreislauf Abwasser-Grundwasser-Nahrung…
Als nächstes kommt natürlich die Gesichtspflege in den Sinn.
Welche Stoffe für die Natur bedenklich sind und welche nicht, ist schwierig zu sagen. Denn keineswegs alle Inhaltstoffe wurden bisher ausreichend gestestet. Die „EWG“ (Environmental Working Group), eine Umweltüberwachungs-Organisation aus Washington, schätzt, dass nur 11 Prozent der weltweit in Kosmetika eingesetzten Inhaltsstoffe ausreichend getestet wurden. Ist das nicht erschreckend?
Aber wo fängt man an, sich zu fragen, ob das, was man jeden Tag auf die Haut aufträgt vielleicht für sich und seine Haut gar nicht sooo gut ist?
Ich picke mir exemplarisch einen Stoff heraus, den ich liebe und dementsprechend viel verwende: Silikon.
Für Naturkosmetik-Fans (und -Hersteller) ist Silikon so etwas wie der Anti-Christ (Für meine Freundin Anja übrigens auch). Jeder, der sich schon mal mit Naturkosmetik beschäftigt hat, weiß, dass Silikone, Parabene und Konservierungsstoffe hier ein absolutes No-Go sind, denn sie stehen im Verdacht, der Haut mehr zu schaden, als sie zu verschönern. Ich stehe trotzdem auf Silikon. Denn es legt einen dünnen Film auf die Haut, der vor Feuchtigkeitsverlust schützt, sichtbare Poren minimiert (mein ganz persönliches Epitaph), und Falten wie eine Spachtelmasse optisch kaschiert. Auch in Körpercremes wird Silikon gerne verwendet, denn es macht die Haut nicht nur streichelzart, sondern fixiert auch Duftstoffe auf der Haut – und fühlt sich vor allem nicht ölig an. Das heißt, man kann sich eincremen und sofort in Jeans und Shirt schlüpfen. Ist doch herrlich! Dachte ich bisher. Denn mittlerweile habe ich gelernt, dass Silikone richtige Umweltsünder sind. Schätzungen zufolge (und wieder warnt das Deutsche Umweltbundesamt), sind die Mengen an Silikon, die in Deutschland durch den Abfluss im Klärwerk landen, enorm. Alleine über 330 Tonnen Shampoos und Spülungen – jedes Jahr. Hinzu kommen Gesichtspflege und Bodylotions. Und da beginnt das Umwelt-Problem: Große Silikone bleiben an festen Partikeln kleben, die aus dem Abwasser herausgefiltert werden. Kleine Partikel aber geraten in den sogenannten „Belebtschlamm“. Diesen verarbeiten Bakterien teilweise zu Klärschlamm und Kohlendioxid. Silikon bleibt aber unangetastet zurück und wird dann teilweise verbrannt. Teilweise. Und der andere Teil? Der wird wegen seines hohen Stickstoff- und Phosphorgehalts als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt. Et voilà, da haben wir die Silikonreste wieder, sie landen in Grundwasser, Flüssen und letztlich in der Nahrungskette. Die Lösung: Nur Cremes verwenden, in denen so wenig Silikon enthalten ist, dass es auf der Zutatenliste erst ganz weit hinten erscheint. Denn, die Reihenfolge der Inhaltstoffe beginnen ganz oben (vorne) mit dem Stoff, der am meisten enthalten ist, und nimmt in der Konzentration nach unten (hinten) ab.
Insgesamt werden derzeit um die 11.000 natürlichen und synthetischen Substanzen zur Herstellung von Kosmetik verwendet. Und manche dieser Stoffe schädigen nun mal die Natur, da sie schlecht oder gar nicht biologisch abbaubar sind (wie Tenside oder Phthalate). Aber wie kann man seine Haut und seine Umwelt schützen? Die Antwort kennt eigentlich jeder:
Zertifizierte Naturkosmetik
So viel wie möglich, so wenig wie nötig.
Ich gebe es zu, ich bin bisher kein großer Freund von Naturkosmetik gewesen. Der Effekt auf die Haut ist nun mal in den meisten Fällen nicht annähernd so groß wie der von synthetisch hergestellter Kosmetik. Aber, hier kommt wieder meine Freundin Anja ins Spiel: „Du musst ja nicht gleich ganz auf Normale Kosmetik verzichten. Aber ersetze doch wenigstens den Teil Deiner Beauty-Routine, wo es Dir eigentlich egal sein könnte.“
Über diesen Satz habe ich lange nachgedacht, und ich muss zugeben, sie hat schon wieder recht. Umweltschutz beginnt schon im Kleinen. Den Müll trennen und einen Komposthaufen anlegen. Den Kühlschrank nicht lange offen stehen lassen. Das Wasser während des Zähneputzens nicht sinnlos laufen lassen. Statt dem hübschen weißen Toiletten-Papier das weniger ansehnliche, graue, recyclete kaufen. Und mehr Naturkosmetik verwenden. Zum Beispiel ein natürliches Duschgel, das der Umwelt nicht schadet. Die können nämlich genauso toll riechen. Weniger Silikone cremen, und mehr zu übergroßen Poren und Fältchen stehen. Im Grunde sind es nur ein paar kleine Änderungen, die mein Gewissen aber durchaus beruhigen könnten. Und auch wenn ich den verschiedenen Naturkosmetik-Linien bisher kein all zu größtes Vertrauen entgegenbringen konnte, kenne ich um ehrlich zu sein schon längst eine tolle Pflegelinie, die man ruhigen Gewissens kaufen kann: „REN“, eine ganze Welt toller Produkte, alle frei von künstlichen Duft- und Farbstoffen, Petrochemikalien, tierischen Inhaltstoffen, PEGs, Silikonen und Parabenen. Und natürlich hergestellt ohne Tierversuche. Dabei erzielen die hier eingesetzten natürlichen Inhaltstoffe ganz erstaunliche Effekte auf die Haut, so dass ich meiner bisherigen Pflege nicht lange hinterhertrauern muss. Und ein herrlich duftendes umweltverträgliches Duschgel gibt es von REN auch. Mein Entschluß steht also fest, ich setze nach und nach mehr auf Ökobewußtsein. Kleine Schritte, um der Natur etwas Gutes zu tun.
Ohne Spinnerei, Müsli-Image oder Verzicht. So gefällt mir das.
Und wenn ich morgen ins Büro fahre (mit der Trambahn statt mit dem Auto), hole ich mir auf dem Weg noch schnell einen Kaffee zum Mitnehmen. Schwarz, ohne Zucker. Und ohne Pappbecher. Ich hab mir nämlich nach Anjas Besuch auch noch schnell einen Thermos-Becher gekauft. Den füllt jeder Kaffeeladen der Welt auf, und der Kaffee bleibt länger heiß. Denn, haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie viele Pappbecher jeden einzelnen Tag weggeworfen werden, seit es Coffee-To-Go gibt?
Und vielleicht blättere ich noch in diesem Buch, das mir Anja empfohlen hat: „Grün, Grün, Grün ist alles was wir kaufen – Lügen bis das Image stimmt“ (von Toralf Staud). Denn, so erklärte mir Anja, nicht alles, was sich den „Green Glamour“-button ansteckt, macht auch Sinn. Die Werbung hat die LoHas längst als Zielgruppe erkannt und verarscht sie manchmal nach Strich und Faden. Das Buch erklärt, auf welche Tricks und grünen Fallen man nicht hereinfallen darf. Mann, Umweltschutz kann so schwierig sein!
Viele Grüße und ein schönes Wochenende, Ihr Constantin Herrmann.
Lieber Herr Herrmann,
Sie „tuten in mein Horn“, sozusagen. Auch ich war ( und bin es in großen Teilen noch !) eine Umwelt-Sau, bis dann mein höchsteigenes Töchterlein nicht nur flügge, sondern auch umwelt-denkend ward – und ich meine eigenen Verhaltensweisen in Sachen Stromverbrauch, Fleischessen, Naturschutz und besonders auch: ökologisch vertretbares Essen und Kosmetik zu überdenken begann.
Bis dato ist nicht viel mehr herausgekommen als Einkäufe von BIO Lebensmitteln, Selberbacken des Brotes, weniger Strom- und Wasserverbrauch, etc. und gaaaanz vorsichtiges Umschwenken auf diejenigen Kosmetika, wo es mir „nicht so viel ausmacht“. Lies : Shampoo ohne Silikone, dito Duschgel, Körpercreme mit nur natürlichen Ölen und Duftstoffen.
Bei Parfum, dekorativer Kosmetik und manch einem Tiegelchen für’s Gesicht streike ich allerdings. Noch.
Das leise Lächeln in den Augen meiner Tochter zeigt mir allerdings an, dass sie sicher ist: Wer einmal mit Be-Wußtsein infiziert ist, den lässt diese wachsende Einstellung nicht mehr los.
Und das ist gut so !