… werden von mir ganz häufig in Verbindung gebracht mit Weihrauchdüften. Vielleicht liegt es auch an der überwiegend sakralen Verwendung dieses Räucherharzes, das auf eine lange Geschichte zurückblicken kann – vor allem eben im Hinblick auf die traditionelle Verwendung in religiösen Kontexten: Bereits die Israeliten sowie die Ägypter banden Weihrauch in ihre Riten mit ein. Darüber hinaus konnte bestimmten Inhaltsstoffen des Weihrauchs bereits in Tierversuchen eine antidepressive und angstlösende Wirkung nachgewiesen werden, die sich allerdings beim Menschen noch nicht nachweisen ließ.
Nun – mich würde es nicht wundern, wenn man den Nachweis noch irgendwann erbringen würde. Ich empfinde Weihrauchdüfte nämlich generell als sehr entspannend, ob wir nun von der Hardcorefraktion – siehe Norma Kamalis Incense, den trockenen Übermächtigen, Etros Messe de Minuit, die Mitternachtsmesse, die einen gleich beichtfertig zurückläßt – reden oder von den sanfteren Vertretern dieser Gattung wie zum Beispiel L’Artisan Parfumeurs Passage d’Enfer oder Annick Goutals Encens Flamboyant.
Byredo hat nun ebenfalls einen Weihrauchduft in seiner Kollektion: Chembur. Inspiriert wurde Gorham zu Chembur von der gleichnamigen indischen Stadt beziehungsweise: vom gleichnamigen Vorort. Dieser liegt am Rande der Millionenstadt Mumbai und stellt wohl für die Städter ein beliebtes Ausflugs- und Picknickziel dar. Gorhams Mutter wurde in Chembur geboren und wuchs dort auf, Gorham selbst besuchte diesen Ort wohl mehrfach. Nach über 15 Jahren kehrte er vor einziger Zeit dahin zurück, um Chembur vollkommen verwandelt vorzufinden. Einzig der Duft, der dort vorherrschend war und Gorhams Erinnerung(en) prägte, war nach wie vor derselbe geblieben: Von einem nahen Hindutempel herüberwehend und weihrauchschwanger.
Chembur ist das Resultat dieser verarbeiteten (Duft)Erinnerung. Zuerst einmal aber die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Zitrone, Elemiharz; Herznote: Ingwer, Weihrauch, Muskat
Basisnote: Labdanum (Zistrose), Ambra, Moschus.
Chembur beginnt zitrisch-herb und offenbart sofort neben den Kopfnotenhesperiden die herbe Fruchtigkeit frischen Ingwers sowie erste harzige Aspekte. Im Duftverlauf verstärken sich diese, Weihrauch tritt zutage, subtil gewürzt von aromatischer Muskatnuss. Die Basis ist hautnah und anschmiegsam dank transparentem Moschus und schafft wohlig-harzige Wärme durch Labdanum und Ambra. Chembur ist durchgängig mild und sanft-würzig, die verwendeten Harze sind subtil-rauchig, niemals in Extreme verfallend. Der Ingwer sorgt zusammen mit den Zitrusfrüchten für herbe Fruchtigkeit, die annähernd den ganzen Duftverlauf über erhalten bleibt.
Genau diese Fruchtigkeit mag ich an Chembur besonders. Einerseits, weil Ingwer bei mir immer ein (positives) Reizwort ist. Und andererseits, weil ich diese Kombination einer verhaltenen Fruchtigkeit mit ambriert-aromatischen Harzen sehr anziehend finde – einmal ohne florale Akzente und nicht nur mit Gewürzen garniert, von dieser Sorte gibt es wenige Weihrauchdüfte. Commes des Garçons Zagorsk aus der Series 3 würde mir noch einfallen, dieser mittlerweile schwer erhältliche sanfte Weihrauch mit seinen entzückenden Birnennoten. Ansonsten Wazamba von Parfum d’Empire mit seinen Apfelakzenten, der allerdings im Gegensatz zu den vorherigen ein Weihrauchkracher ist. Ein wenig weckt Chembur bei mir auch Erinnerungen an A quiet morning von Miller et Bertaux – ein ebenfalls kontemplatives Düftchen, auch eine Reminiszenz an einen Indientrip. Hier findet sich zwar kein Weihrauch, aber ebenfalls milde (Ge)Würze sowie Kurkuma, eine nahe dem Ingwer verwandte Pflanzenart.
Welche Weihrauchdüfte sind denn Eure Favoriten und wie seht ihr Chembur?
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Ich bin normalerweise kein grosser Freund von Weihrauchdüften, und so überrrascht es mich nicht, dass Chembur einer der wenigen Düfte von Byredo ist, die mir weniger gut gefallen. Immerhin muss ich anerkennen, dass er harmonisch komponiert ist. Mein „Lieblings“-Weihrauch, wenn man ihn denn so nennen kann, ist Bois d´Arménie von Guerlain, und Chembur geht zumindest mit seiner weichen und warmen Basis in die gleiche Richtung.
LG, fredi
Liebe Ulrike,
im Gegensatz zu Fredi bin ich schon ein Weihrauch-Fan, wobei ich die richtig heftigen Düfte mag, mich jedoch nicht traue, diese zu tragen da sie in einem warmen Büro mit vielen anderen wohl nicht so angebracht sind. Messe de Minuit (ETRO) ist eine definitive Assoziation mit einem verschneiten Friedhof und kalter Kirche, blasse Wintersonne am nebligen Himmel.
Mein erster Weihrauch Duft war Penhaligon’s Elixier … der wird in diesem Winter aufgebraucht! Dann hat mich in diesem Herbst S. Lutens Fille en Aiguilles tief beeindruckt. Die Komposition mit der Tanne ist toll, vor allem, weil ich sonst gar nicht Tannen/Pinien/Kiefer-angehaucht bin. Zu Calé Fragranze d’Autore – Preludio d’Oriente habe ich bereits eine Bewertung hinterlassen. Klasse! Ansonsten fallen mir noch die Tauer-Düfte Incense Rose und Incense Extreme ein, wobei diese, meines Erachtens, sehr vorsichtig aufgetragen werden sollten. MEIN absoluter Reisser in diesem Winter ist jedoch Calamity J von Juliette has a Gun, der eine sehr interessante Facette des Weihrauchs hervorbringt.
LG, Margot
Ich liiiiebe Weihrauch!! Habe mir im Nahen Osten sogar eigens ein Weihrauchparfum (arab. Buchur) zugelegt 😉
Und ich liebe Zagorsk. Wußte gar nicht, dass das ein Weihrauchduft ist.
Yep, Zagorsk stammt aus der Series 3 von CdG, die auch „Incense“, ergo Weihrauch heißt 🙂
Als Weihrauchfan hat man ja aber ohnehin mittlerweile die breite Auswahl, es gibt ja mittlerweile so viele gute Weihrauchdüfte…
Liebe Grüße,
Ulrike.