Knisterndes Kaminfeuer auf DVD? Wie doof.
Viel cooler: Kunst auf den Bildschirm!
Es gibt immer wieder Momente, da bummelt man furchtlos durch die Innenstadt und steht plötzlich vor Dingen, die man einfach nicht versteht. Wer kauft denn so was? Wer will so etwas? Und wer bitte entwirft so etwas? Schließlich steckt hinter jedem Produkt auch ein mehr oder weniger kluger Kopf, der sich das Ganze irgendwann einmal ausgedacht hat. Ganz weit vorne dabei auf der Absurditäten-Grusel-Liste stehen Dinge wie Vasen mit blauem Deko-Sand und Muscheln oben drauf, Micky-Maus-Krawatten (ganz egal wie cool ein Mann ist, Comic-Schlipse gehen leider gaaar nicht), oder diese DVD, die es heuer zu Weihnachten wieder überall im Sonderangebot gab: Kaminfeuer oder wahlweise Aquarium. Auf DVD. So, dass man den Fernseher zum Deko-Objekt umfunktionieren kann. Stellen Sie sich bitte vor, Sie kommen das erste Mal ins Heim Ihres neuen Schwarms, man setzt sich auf’s Sofa, öffnet eine gute Flasche Rothschild und guckt dann ganz romantisch ins Kaminfeuer im Fernseher. Nochmal: Wer bitte denkt sich so etwas aus?
Aber dann gibt es Momente, die uns aufatmen lassen. Denn es gibt noch kreative Denker, die unser Leben mit simplen Ideen bereichern, und allen Kaminfeuer-und-Dekosand-Fans zeigen, was guter Geschmack bedeutet. Zwei solcher cleveren Macher kommen aus München und bereichern unser digitales Leben mit einer simplen Idee: Kunst auf den Bildschirm. Für wenig Geld. Zum Download.
So, meine Damen und Herren, sieht die Zukunft aus.
Ob Flatscreen an der Wand, digitaler Bilderrahmen (die ich übrigens auch merkwürdig finde) oder iPhone – jetzt gibt es für jedes Teil, das einen Bildschirm hat, Bilder und Videos, die man ganz einfach aus dem Internet ziehen kann.
Kunst wird digital
Hendrik Boeing und Markos Kern sind diese beiden hellen Köpfe, die auf ihrer 2009 gelaunchten Website eine ganze Welt für uns Kunst-Fans geschaffen haben (und das so erfolgreich, dass es mittlerweile ein Büro in München und eines in New York gibt). Wer sich die Zeit nimmt und durch Künstler oder Style surft, findet durchaus anspruchsvolle Bilder und Videos, die sich mit ein paar Klicks downloaden lassen. Ziel: Kunst einer breiten Masse zugänglich zu machen. Dabei wird die Masse der Kunstwerke nicht von Usern zur Verfügung gestellt, sondern von einer eigenen Art-Jury ausgewählt. Das garantiert ein gleichbleibend hohes Niveau der Werke, unter denen sich Projekte von durchaus bekannten Künstlern wie Cameron Gray, Armin Keplinger („motelmama“), Graffiti-Star Muro oder Estefan Prado finden.
Dabei ist nicht alles leicht-verdaulich, was die Plattform zu bieten hat. Yuko Takemuras Videos zum Beispiel gehen an eine fast schmerzhafte, beängstigende Grenze, die man eher in einer Video-Instellation im Moma suchen würde, als zuhause auf dem Flatscreen. Oder Bogdan Zwirs Bilder, die einen tiefgründigen, manchmal auch abschreckenden Humor in Ölgemäldehaften Montagen zeigt. Aber daran erkennt man nun mal Kunst. Sie versucht nicht, massentauglich zu sein, sondern setzt hohe Erwartungen an den Betrachter.
Kunst wird partytauglich
Noch so eine Kuriosität aus der Kategorie „Dinge, die die Welt nicht braucht“: Lava-Projektoren. Die Idee, für ein Event aus einer weißen Wand eine bewegte Fläche zu machen ist keineswegs neu, die gab es schon in den 60ern, da konnte es sich nur noch fast keiner leisten (Beamer waren damals abartig teuer). Seit ein paar Jahren findet man aber in diversen Ramsch-Läden kleine Projektoren, die bunte, wabernde Flächen für wenig Geld an die Wohnzimmerwand zaubern. Party-Gag, na gut. Aber auch hier kann digitalbloom einiges bieten. Derzeit absolut angesagt: Motion-Videos laufen lassen, statt den ewig gleichen iTunes-Effekten, die so gerne über Laptops flimmern. Wer seinen Gästen etwas wirklich ausgefallenes bieten möchte, wirft z.B. den entrückten „Echodance“ von Olga Mink auf die Tapete. Tanz-Stimmung auf Knopfdruck.
Dass die auf digitalbloom erhältlichen Werke absolut partytauglich sind, beweist derzeit schon Deutschlands erste Adresse für durchfeierte Nächte: Münchens Promi-Hot-Spot, das P1. Gemäß der Türsteher-Diktion („Rein darf nur, wer absolut hip ist“), wird hier nichts geboten, was nicht exakt den Nerv der Zeit und der Party-People trifft. Uncool is nich. Aber digitalbloom haben es geschafft und Ihnen wurde Einlaß gewährt, beziehungsweise 14 ultradünnen LED-Screens an der Bar-Wand. Denn seit Mitte November residiert ein kleiner Ableger des P1s im ehrwürdigen Haus der Kunst. Zur Eröffnung präsentierte die Nobel-Disco ein „digital art cluster“, eine Installation aus 14 Screens, über die – natürlich digitale – Kunst flimmert, unter anderem Werke von Daniel Völker und Linda Zacks.
Aber soviel Innovation und Kunst-Verstand hat natürlich seinen Preis. Denkste! Denn auf digitalbloom.com kriegt man Videos und Bilder schon für ein paar wenige Euro, zum Beispiel „Crossover 03“ von Daniel Völker (eine aufgespacte Interpretation der Französischen Revolution) ab 3,90 Euro oder ein Video schon für 7,90. Zum Vergleich: eine dieser unsäglichen Kaminfeuer-DVDs kostet gerne mal seine 15 Euro.
Wir sagen: Investieren Sie in Kunst!
Ihr Constantin Herrmann
Ein Kommentar