Gibt es bei Euch, liebe Leserinnen und Leser, auch traditionelle(s) Weihnachtsessen? Mit Sicherheit. Gans oder Ente an Heiligabend, gerne mal Fondue oder Raclette als Entertainmentessen an den Feiertagen danach oder die rustikale Kartoffelsalat-Würstchen-Kombi … Nicht nur jedes Land hat seine Weihnachtsspezialitäten und -bräuche, es differiert auch regional und, natürlich, je nach Familie sowieso.
Auch meine Familie hegt eine diesbezügliche Tradition: Irgendwann an den Weihnachtsfeiertagen gibt es, na was wohl…
Kinder, kommt und ratet,was im Ofen bratet!
Hört, wie’s knallt und zischt.
Bald wird er aufgetischt,
der Zipfel, der Zapfel, der Kipfel,
der Kapfel, der gelbrote Apfel.
Kinder, lauft schneller,
holt einen Teller,
holt eine Gabel!
Sperrt auf den Schnabel
für den Zipfel, den Zapfel,
den Kipfel, den Kapfel,
den goldbraunen Apfel! Sie pusten und prusten,
sie gucken und schlucken,
sie schnalzen und schmecken,
sie lecken und schlecken
den Zipfel, den Zapfel,
den Kipfel, den Kapfel,
den knusprigen Apfel.
… genau – Bratapfel. Ganz gemäß diesem Kasperle-Kinder-Wort-Lern-Gedicht, das mir dieser Tage wieder eingefallen ist in meiner Bratapfelvorfreude.
Genauso untrennbar wie das Kindergedicht mit dem Bratapfel ist bei mir mit selbigem aber ehrlicherweise noch etwas verbunden, ein Duft, den ich nur im tiefsten Winter trage und der bei mir wohlige Kindheitserinnerungen heraufbeschwört: Nämlich Ambre Narguilé von Hermès aus der Hermèssence-Kollektion.
Ambré Narguile ist schon mit allem möglichen verglichen worden von Lokum über Halva bis hin zum Apfelkuchen und -strudel – Bratapfel ist meine erste Assoziation. Ein herrlicher warmer, angerösteter Bratapfel, angerichtet mit zartschmelzendem Vanilleeis und mit einer dicken Zimt- und Zucker-Schicht versehen. Denn – Ambre Narguilé riecht für meine Nase exakt so.
Von Jean Claude Ellena kreiert, 2004 erschienen und eine Hommage an die Kaschmirwolle (so wie jeder der Hermèssence-Düfte einen Stoff zum Vorbild hat), ist Ambré Narguile der Gourmandkandidat der Linie. Es tragen zwar alle Düfte Gourmandelemente in sich, Ambré Narguile ist aber ein astreiner Vertreter dieser Gattung, und was für einer: Zuckrige Vanille im Auftakt, die sich sehr bald mitsamt würzigen Zimts auf dem Bratapfel niederläßt und karamellisiert, Honigsüße, Rosinen und Anklänge an Rumnoten. Im Duftverlauf wird Ambré Narguile rauchiger und dunkler sowie etwas gewürziger, bleibt aber den goldenen Brauntönen treu, in denen er von Anbeginn an schillert und wird niemals zum Finsterling. Allerdings, das sei gesagt, im Herzen und in der Basis bleibt er zwar noch immer süß, ist aber trockener als die Ingredienzen und meine Beschreibung es vermuten lassen. Das zeichnet ihn meines Erachtens nach aus: Wir haben es zwar hier mit einem starken und eigenwilligen Duft zu tun und Gourmands sind auch nicht jedermanns Sache, Ambré Narguile ist aber ein sehr erwachsener Gourmand, insofern läuft man definitiv keine Gefahr, beim Tragen für einen wandelnden Nachtisch gehalten zu werden 😉
Die Ingredienzen: Benzoeharz, Labdanum, Vanille, Tonkabohne, Orchidee, Cumarin, Zimt, Honig, gerösteter Sesam, Moschus.
Könnt Ihr meine Bratapfelassoziation bejahen? Und – welche Düfte wecken in Euch Kindheitserinnerungen?
Liebe Grüße,
Eure Ulrike – in heller Vorfreude ob des Bratapfelessens heute Mittag.
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