Im Kino stolpert man ja ständig darüber: Neuverfilmungen, sogenannte Remakes. Mal sind sie besser, mal schlechter, mal genuin neu, mal innovativ aber auch bisweilen schlicht überflüssig. In letzterem Falle plädiert und rekurriert man dann auf die Originale – unabhängig von deren Alter. Denn: Echte Klassiker tragen kein Verfallsdatum.
Das ist im Parfumbereich nicht anders. Etliche Düfte erfreuen sich noch Jahr(zehnt)e nach ihrer Lancierung einer breiten Fangemeinde. So gehört Chanels No. 5 nach wie vor zu den meistgekauftesten Düften, Lubin als eines der ältesten Parfumhäuser Frankreichs wurde dankenswerter Weise aufgekauft und produziert etliche seiner Bestseller wieder, bei Caron sind die Klassiker des Hauses als sogenannte Urnendüfte nach wie vor in Paris und New York erhältlich, bei Creed kann man sich heute die Düfte diverser Könige kaufen, die für jene vor Jahren exklusiv geschaffen wurden und Acqua di Parmas Cologne ist nach wie vor noch ein Kassenschlager – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen…
Einige der Düfte wurden behutsam reformuliert – was nicht immer einer Verschlimmbesserung des Duftes gleichkommt. Momentan ist sie nämlich in aller Munde: Die Reformulierung diverser Düfte aufgrund der EU-Normen, die nicht mehr jeden Inhaltsstoff erlauben und etliche Ingredienzen aus Düften zu verbannen drohen. Dies versetzt natürlich jeden Duftliebhaber in Rage – sieht er doch seine Klassiker gefährdet – zum Teil mit Recht. Nicht immer allerdings ist eine Reformulierung zum Nachteil des Duftes: Betrachtet man z.B. Tilleul von Parfums d’Orsay, der behutsam von Olivia Giacobetti überarbeitet wurde und meines Erachtens nach mehr Charme hat als sein Vorgänger, den ich vor einiger Zeit mal unter der Nase hatte.
Viele Düfte allerdings bleiben in ihrer Ur-Rezeptur stetig und konstant unverändert. Einen davon haben wir vor kurzem ins Programm genommen bei Aus Liebe zum Duft: Farinas Cologne, das Ur-Cologne überhaupt. Seit 1709 besteht das von Johann Baptist Farina Haus in Köln, das durch sein Cologne weltberühmt wurde.
Deutsche Colognes? Köln? Das läßt so manchen an 4711 denken, Kölnisch Wasser, gerne mal bei der Großmutter in der Handtasche vorfindlich und mit Sicherheit zumindest in meinem Falle mit dafür verantwortlich, daß ich mich erst sehr spät an die Colognes herangetraut habe, vor allem diejenigen der älteren Häuser wie z.B. Acqua di Parma, Acqua di Biella, Lubin usw. – ein Fehler, wie ich uneingeschränkt einräumen muß.
Im Falle Farinas liegt die Assoziation mit Kölnisch Wasser nur in genau einer Hinsicht auf der Hand: Tatsächlich wurde der Name Farina von der findigen Mülhens-Familie aufgegriffen, die unter diesem Namen ebenfalls ihre Düfte verkaufte, bis sie aufgrund gesetzlicher Schwierigkeiten auf die Hausnummer ihres Firmensitzes, die 4711 auswichen. Das Haus Farina selbst sprach schon immer eine komplett andere Käuferschicht an, war natürlich Hoflieferant verschiedener Königshäuser, belieferte den Adel und „Prominente“ wie Goethe – und konnte sich ob der Übermacht der billig hergestellten Düfte nach dem Krieg irgendwann nicht mehr richtig auf dem Markt positionieren und wurde Mitte der 70er von Roger & Gallet geschluckt. Seit 1999 allerdings befindet es sich wieder zu 100% in Familienbesitz und Johann Maria Farina, heutiger Chef und Parfumeur, führt das Unternehmen in mittlerweile 8. Generation und besinnt sich auf dessen Wurzeln: Hochwertige Colognes.
In schöner alter Tradition wird es also nach wie vor hergestellt, das Farina-Cologne, über das bereits bereits 1708 Johann Maria, die Nase des Hauses, an seinen Bruder Johann Baptist schrieb: „Ich habe einen Duft gefunden, der mich an einen italienischen Frühlingsmorgen erinnert, an Bergnarzissen, Orangenblüten kurz nach dem Regen. Er erfrischt mich, stärkt meine Sinne und Phantasie.“
Tatsächlich besitze ich zwar ein uraltes Fläschchen Kölner Juchten, das ich – Flakonsammler würden mich köpfen – tatsächlich angebrochen habe, um den Ur-Duft einmal testen zu können – Farinas Cologne allerdings war mir bisher unbekannt. Das habe ich nun nachgeholt.
Im Auftakt ist Farinas Cologne zitrisch-prickelnd, ich meine Bergamotte und Zitrone feststellen zu können, Bitterorange dürfte auch mit von der Partie sein. Sobald sich das Hesperidenensemble etwas beruhigt hat wird der Duft zunehmend floraler: Neroli tritt zutage, darüber hinaus saubere Noten sowie nicht näher zu identifizierende Kräuter, die allerdings keine allzu krautige Konsistenz an den Tag legen.
Alles in allem war ich ein wenig verwundert, hätte es aber besser wissen sollen: Farinas Cologne ist durchaus zeitgemäß, da sehr gut umgesetzt und – ein gutes Cologne zählt eben auch zu den Klassikern, die niemals aus der Mode geraten. Es ist frisch und zitrisch mit einer Tendenz ins Saubere und schönen Kräuterakzenten, ein ungezwungener und unkomplizierter Immergeher und Überallhinbegleiter der sowohl für Männlein als auch Weiblein geeignet ist, allerdings vermutlich an Männlein im Allgemeinen ein wenig besser zur Geltung kommt.
Wie sieht es mit Euch aus? Kennt Ihr den Duft? Mögt Ihr ihn? Wie sieht es generell mit Colognes bei Euch aus?
Viele Fragen – ich harre der Antworten 😉
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Liebe Ulrike,
die Colognes sind wahrlich ein Fall für sich. Farinas Cologne kenne ich nicht. Allerdings hat ja auch 4711 im letzten Sommer einige Colgnes neu auf den Markt gebracht.
Ich habe meine Erfahrung mit Acqua di Parma gemacht: Colonia Assoluta ist seitdem für mich jeden Sommer dabei! Auch sind die anderen Acqua di Parma Düfte (fast) alle Colognes. Sehr leicht und doch einprägsam. Vor allem ist es kein Problem, sich im Sommer damit mehrmals täglich zu erfrischen. Wirkt nie überladen. Bei Nobile 1942 bin ich mir nicht ganz sicher, was die Betitelung „Colonia Intensa“ aussagt gehe jedoch davon aus, dass es ich ebenfalls um eine Cologne-Variante handelt. Ich mag diese Düfte jedenfalls auch und finde sie fantastisch in Ihrer Konsistenz.
Viele Grüsse,
Margot
Hallo liebe Margot,
herzlich willkommen im Sommer-Cologne-Verwender(innen)-Club 😉 Ich finde es genau wie Du im Sommer überaus angenehm, nicht nur von der Duftrichtung passende (gerne zitrische Düfte) zu verwenden, sondern eben auch eine leichte Konzentration zu wählen wie sie ein Cologne eben hat. Ich sprühe nämlich auch gerne mehrmals nach tagsüber und lagere auch bisweilen den Duft in einem separaten Zerstäuber im Kühlschrank, um ihn wirklich kalt aufzusprühen. Ist für den Duft nicht die beste Lagerung (im normalen Kühlschrank), deshalb praktiziere ich das auch nur mit kleinen abgefüllten Zerstäubern, ich finde das aber wahnsinnig erfrischend.
Viele liebe Grüße,
Ulrike.
Hallo liebe Ulrike,
ich gehöre zu den Probengewinnerinnen der letzten Woche und habe das Vergnügen, das Cologne von Farinas auszuprobieren. Ohne, dass ich mich an diesem Blog und Deinen großartigen Kritiken orientiert hatte, habe ich es zusammen mit den weiteren 4 Proben getestet. Es war neben Acqua di Bella, Kid Mohair mein Top-Favorit. Absolut angenehm, modern und in keinster Weise wie 4711! Würde ich mir zulegen, doch ich habe diese Jahr schon viel zuviele feine Düfte von Wuchsa’s Shop erstanden. Ich denke, L’Eau de l‘ Hermine von Lostmarch kann ich auch in die Reihe exclusiver Colognes einreihen. Ich habe mich gerade diesen Winter in den feinen französischen Duft verliebt, der meine Sinne aufs Angenehmste erfrischt, belebt und auf eine innere Reise schickt. Für mich ist das Eau de l’Hermine vielschichtig und intensiv, denn es entwickelt sich äußerst angenehm auf meiner Haut.
Ach ja, das Cologne von Aqua di Parma war auch bei der Probenverlosung dabei und hat mich sehr positiv überrascht. Echt ein gutes, klar zu der Kategorie „italienische Klassiker“ der wertvoll anmutenden Colognes zählendes. Ach, die Auswahl ist mal wieder zu verführerisch!
Herzliche Grüße und eine schöne vorweihnachtliche Zeit.
Carola