Oxymoronalarm – Oriental Lounge von The Different Company

Ein Oxymoron begegnet uns gerne mal im Alltag: In moderner Literatur aber auch in ganz profanen Situationen tauchen sie auf, diese rhetorischen Figürchen, die zwei gegensätzliche Begriffe beherbergen. Angefangen vom Minuswachstum über den weißen Raben, die Hassliebe und die Eile mit der Weile. Jedoch handelt es sich auch oft um einen Lapsus, ein unfreiwilliges Oxymoron aus Nachlässigkeit oder mangels besseren Wissens, worauf Herr Sick mit Sicherheit in einer seiner Kolumnen auch schon aufmerksam gemacht hat… Ein echtes Oxymoron hingegen ist ein bewußt gewähltes Stilmittel.

Im übertragenen Sinne entdecke ich in der Welt der Düfte entdecke auch immer wieder mal Oxymora. Eines davon ist der neue The Different Company Duft Oriental Lounge – warum will ich Euch gleich erklären…

Zuerst aber die Ingredienzen: Caloupilé (sogenannte Curryblätter des Currybaums namens Murraya koenigii), Bergamotte, Ambra, Tonkabohne, Rose, Labdanum und Satinwood (meint wohl Zanthoxylum – sowohl Früchte als auch Öl des Bäumchens werden in der chinesischen Küche, Medizin und im Haushalt verwendet).

Oriental Lounge möchte eine moderne Variation eines Orientalen sein, dieser klassischen Duftfamilie, eine moderne Interpretation der 1001er Nacht-Thematik. Geschaffen wurde der Duft von Céline Ellena, der Tochter von Jean Claude Ellena, The Different Company-Gründer, Hermès-Hausparfumeur und Parfumeursgenie in Personalunion.

Oriental Lounge Céline Ellena„Oriental Lounge“, so schwärmt die Parfumeurin, die bereits einige Düfte für des Vaters Firma kreierte, „- das ist ein Duft, mysteriös und leuchtend zugleich, aufwühlend und provokativ. Ein moderner und raffinierter Amber, den ich auch gern zu einer Jeans oder einem weißen T-Shirt trage. Es ist ein frisches und feinsinniges Parfum für diejenigen, die auf der Suche nach einem angenehmen, sinnlichen und echten orientalischen Duft sind.“

Mmmmh. Ein echter Orientale. In einigen Artikeln im Internet war daraufhin etwas von „dem perfekten Winterduft“ zu lesen. Nein, dem kann ich mich nicht anschließen – ich finde Oriental Lounge zwar sehr vielseitig tragbar, ergo auch im Winter, würde ihn aber eigentlich für alle Jahreszeiten, den Sommer mal ausgenommen, empfehlen.

Wo ist es nun, das Oxymoron, wo hat es sich versteckt? Nun, ein klassisch orientalisches Parfum beinhaltet schwere Blüten, oft auch exotischer Natur, Balsamisches, Harze, Gewürze und teils animalische Komponenten. Dem Charakter nach sind solche Düfte eher schwer, vornehmlich für die kalte Jahreszeit und/oder den Abend reserviert. Und – sie sind oft opulent, manchmal barock anmutend in ihrer Vielfalt.

Dementsprechend überrascht reagierte ich auch, als ich den Duft das erste Mal aufsprühte. Nein, es lag nicht an meiner Haut, der Teststreifen reagiert auch nicht viel anders…

Oriental Lounge beginnt herbfrisch mit zitrischen Akzenten durch Bergamotte. Die Curryblätter entfalten tatsächlich ein dezentes Curryaroma und kreieren im Zusammenspiel mit der Bergamotte annähernd minzig anmutende Anklänge. Ab dem Duftherzen wird es noch ambivalenter: Die Frische bleibt im Hintergrund bis in die Basis erhalten, jedoch übernimmt nun Ambra das Ruder. Von zurückhaltenden Rosennoten begleitet wird der Duft in seiner Basis von Labdanum und Holz sowie Tonkabohne weich aufgefangen.

The Different Company Oriental Lounge

Mit Oriental Lounge hat Céline Ellena einen leichten, fast schon puristischen, modernen Orientalen geschaffen mit bisweilen annähernd frischen Elementen – eine Art intellektuellen Orientalen und insofern eine Kombination, die für mich bisher eigentlich so gut wie undenkbar war, die ich aber bei näherer Betrachtung ziemlich ungewöhnlich und wirklich interessant finde – und die bei mir auf der Haut sehr relaxend rüberkommt.

Insofern wundert Euch nicht über das Bild, es drückt ein paar Attribute aus, die ich mit Oriental Lounge verbinde: Orient (weil Afrika), Modernität, Sonne, Relaxen und – Lounge, das hätte ich nämlich ein bißchen wörtlicher nehmen sollen, dann wäre ich anfänglich gedanklich nicht in Agatha Christies Orientexpress und Lawrence von Arabien-Phantasien steckengeblieben 😉

Bin gespannt ob Euch der Duft genauso überrascht!

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

P.S.: Auf dem (englischsprachigen) Blog Grain de Musc ist ein Interview mit Céline Ellena zu Oriental Lounge zu lesen – siehe hier!

Bildquelle

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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