Endlich sind sie nun bei uns angekommen, zwei der drei neuen Comme des Garçons-Düfte, namentlich Daphne und Dover Street Market – ich hatte sie ja bereits angekündigt.
Daphne hatte mich besonders neugierig gemacht: Kreiert vom Parfumeur Antoine Lie (unter anderem verantwortlich für: Burberry Brit Gold, CdG Energy C Lime & Grapefruit, CdG 888, Davidoff Adventure, diverse État Libre d’Orange-Düfte, Gucci Rush for Men, etc.) ist er Daphne Guinness gewidmet, mit deren Hilfe er auch entstand.
Frau Guinness nun ist eine in jeglicher Hinsicht vielseitige und vielfältige Person: Als Sproß des irischen Guinness-Bierbrauer-Clans materiell vermutlich nicht allzu dürftig ausgestattet, oszilliert sie stets zwischen dem Status einer Muse, einer Society-Lady, eines It-Girls, einer Künstlerin, eines Paradiesvogels umher. Darüber hinaus ist die 41jährige auch Mutter dreier Kinder, Filmemacherin, Schmuckdesignerin, Stylistin, Model und – Fashion- und Stilikone.
Ihr Stil ist aber auch wirklich einprägsam – wer sie einmal in einem der vielen Modemagazine wahrgenommen hat, in denen sie gerne mal Kleidung von diversen Freunden wie Karl Lagerfeld oder Alexander McQueen präsentiert, wird sie nicht mehr vergessen: Die auffällige zweifarbige Haarpracht und -tracht, ihren Couture-Look sowie ihre wohl stets sonderangefertigten Christian Louboutin-Heels, die in mir ständig Begehrlichkeiten wecken.
Ganz abgesehen davon, daß mich Daphne Guinness immer ein bißchen an Disneys Cruella de Vil (aus den 101 Dalmatinern – erinnert sich wer?) erinnert, finde ich ihren Stil häufig bemerkenswert und schön, in jedem Falle aber immer originell. So geht der eher schlichte Flakon zwar eine Symbiose mit dem Duft ein und greift vielleicht mit seinen Rundungen dessen Harmonie und Ausgewogenheit auf – subtil aber ist der Inhalt des Fläschchens genauso wenig wie die Namensgeberin, die mit ihrem Styling und den obligatorischen Heels vermutlich noch den letzten Gast auf jeder Party dazu animiert, sich den Kopf nach ihr zu verdrehen.
Opulenz ist angesagt, insofern finde ich auch das von Daphne Guinness selbst exklusiv für und zu ihrem Duft produzierte Video ein wenig unpassend: Griechisch nach der Erinnerung benannt, die ein Duft natürlich sowas von gut vermitteln kann – hier ist Frau Guinness d’accord mit der Meinung vieler, ergo nichts originäres – ist der Film annähernd komplett unter Wasser aufgenommen. Er haucht dem Zuschauer Farben und Bilder hin und mutet in seiner verträumten Art surreal an. Ein netter Film – nur leider bleibt zumindest mir der Zusammenhang verwehrt: Außer daß ich natürlich verstanden habe, daß ich in dem Film meine eigenen Erinnerungen anhand von Assoziationen wiederfinden soll, kann ich für mich den Duft daran und darin nicht wirklich charakterisiert sehen – mit einer Ausnahme: Der Film hat etwas Sentimental-Altmodisches, ebenso wie das Parfum.
Dieses ist laut Frau Guinness „sinnlich und geheimnisvoll, aber zugleich ernsthaft, unkompliziert und“ – da haben wir es – „ein wenig altmodisch.“ Ich gehe bei allem mit – nur eines ist Daphne nicht: unkompliziert. Das kann einem schon klar sein, wirft man einen Blick auf die
Ingredienzen: Bitterorange, Safran, Weihrauch, Rose, Jasmin, Tuberose, Iris, Patchouli, Ambra, Adlerholz (Oud), Vanille.
Spätestens aber bei der Erwähnung, daß die Tuberose, Daphnes Lieblingsblume seit ihrer Kindheit, die Hauptprotagonistin ist. Vielleicht sollte ich erwähnen, daß Tuberose für mich nur mit äußerster Vorsicht zu genießen ist – normalerweise vertrage ich sie nur in homöopathischen Dosen und am besten etwas grüner sowie zum Beispiel in Delrae Roths Amoureuse. Die Tuberose in Daphne ist kein Leichtgewicht – ganz im Gegenteil. Frisch aufgesprüht zeigt sich zuerst eine würzige Bitterorange mit leichter Safran- und Weihrauch-Herbheit, das dichte Blütenherz läßt allerdings nicht lange auf sich warten und vor allem Tuberose und Jasmin dominieren den Duft, alsbald unterstützt durch die köstlich süß-warme und leicht holzige Basis.
Ambrierte Jasmin-Tuberose mit Patchouli und Oud für die Tiefe und Vanille für die Wärme – das hört sich genauso ausladend an wie es ist. Und doch – selbst ich, die ich normalerweise bei derart femininen Düften das Weite suche, bin von Daphne verzaubert.
Ganz sicher gefällt Daphne nicht jedem – mir aber gefällt an Daphne besonders dieser altmodische Touch, dieses Bekenntnis zum Frau-Sein, dieses Bedürfnis, einen Damenduft, ein sinnlich-betörendes Exemplar dieser Gattung zu kreieren – ganz ohne Unisex-Verwertbarkeit, eben nicht für alle und jeden irgendwie tragbar.
Ich bin mir sicher, daß Daphne ein echter Spalter sein wird. Vor allem das übliche Comme des Garçons-Klientel wird wohl etwas verschreckt sein aufgrund der bei dem Label nicht unbedingt zu erwartenden barocken Fülle – mit Minimalismus hat Daphne nun rein gar nichts am Hut. Trotzdem, als CdG-Jünger sollte man ja ohnehin eine gewisse Offenheit mitbringen – warum also nicht auch für Daphne?
Daphne ist im übrigen limitiert und liegt bei 100 Euro für 50ml.
Die Rezension für Dover Street Market folgt morgen – bis dahin alles Gute und einen schönen Tag Euch,
Eure Ulrike.
Schöne Beschreibung Uli! Und ich bin vollkommen Deiner Meinung. Auch mich hat Daphne gefangen 😉
Dieser Duft gefällt mir sehr-sehr gut. Aber wie Du auch geschrieben hast – dieser Duft spaltet. Hui oder Pfui. Man muß schon diesen kleinen altmodischen touch mögen.
Habe auch bei unserem Schnuppertreffen bemerkt, daß die Damen den Duft entweder irgendwie toll fanden oder gar nicht mochten.
Für mich ist der Duft wunderbar und bekommt ein klares „Daumenhoch“
lg, Petra