Traurig aber wahr – der Sommer neigt sich unweigerlich dem Ende zu.
Bestes Erkennungszeichen, dass es langsam gen Herbst geht: Es wird abends wieder früher dunkel, auf der Straße sieht man immer mehr Menschen in Pullovern und Jacken, die irgendwie weniger lächeln als noch vor ein paar Wochen. Aber bitte jetzt bloß keinen Blues aufkommen lassen. Wenn es draußen kalt und schmuddelig wird, ist es die perfekte Zeit, seine Seele ein wenig zu pempern, mehr Zeit in seine Schönheit zu investieren. Das Badezimmer wird zum Wohlfühl-Spa und wer am Wochenende ein bisschen Zeit übrig hat, gönnt sich mal wieder einen Besuch in Sauna & Co. Aber welches Schwitzen ist das richtige für mich? Sauna oder Hamam, Caldarium oder Laconium? Gibt es einen verhaltens-Kodex im Spa? Und darf man mit Schnupfen eigentlich überhaupt ins Schwitzbad?
Alles, was Sie wissen müssen, um Seele und Körper in der ungemütlichen Jahreszeit etwas Gutes zu tun, finden Sie hier:
A – Aufguss
In der klassischen Sauna wird in regelmäßigen Abständen Flüssigkeit auf die heißen Steine gegossen. Das erhöht die Luftfeuchtigkeit (nicht aber die Raumtemperatur) und bildet den Höhepunkt der Schwitzphase, sollte also am Abschluss (!) eines Saunagangs stehen. In unseren Breitengraden wird der Aufguss gerne mit Aromen versetzt, zum Beispiel Latschenkiefer, Zitrone oder Eukalyptus, die entweder anregend oder entspannend auf den Körper wirken. Die Finnen genießen übrigens gerne auch mal einen Bier-Aufguss. Die Russen verwenden manchmal sogar Wodka. Prost!
B – Besenreiser
Das ist dieses ungeliebte Geäst aus blau-roten, feinsten Äderchen, vor allem an den Füßen und den Oberschenkeln. Wer wegen eines schwachen Bindegewebes schon welche hat, sollte die „Finnische Sauna“ meiden. Denn die extremen Temperaturwechsel können weitere Äderchen platzen lassen. Viel besser geeignet sind sanfte Schwitz-Alternativen wie Dampfbad und Caldarium. Und wer seine bereits vorhandenen Besenreiser ein bisschen tarnen möchte, greift vor dem Spa-Besuch zum Selbstbräuner. Denn durch gold-braune Haut schimmert das unschöne Netzwerk weniger hindurch.
C – Caldarium
Die milde Dampfbad-Variante mit schwülem Klima (ideal für Spa-Neulinge). Bei maximal bis zu 45° Celsius und mittlerer Luftfeuchtigkeit lässt es sich ganz entspannt bis zu einer Stunde aushalten. Meistens wird die Luft im Caldarium übrigens mit ätherischen Ölen angereichert, und das wirkt positiv auf die Schleimhäute. Wer sein eigenes Badezimmer auf SPA umbauen möchte, kann ein feuchtes Handtuch auf die Heizung legen und sein Lieblings-Aroma mittles einer Duftlampe im ganzen Raum verbreiten.
D – Dampfbad
Der Klassiker mit Tropenklima: 45° Celsius und etwa 90 % Luftfeuchtigkeit reinigen die Atemwege, sorgen für streichelzarte Haut und machen den Kopf angenehm frei. Aber bitte nicht übertreiben, denn 5 bis 10 Minuten Aufenthalt reichen schon!
E – Entschlacken
Durch die Wärme in Sauna, Dampfbad und Co. steigt die Temperatur der Haut um bis zu zehn Grad Celsius, die des Körpers um etwa ein Grad. Unser Körper registriert das als leichtes Fieber und schickt daraufhin Abwehrstoffe los, um Viren und Bakterien zu bekämpfen. Die Nieren werden aktiver, scheiden Flüssigkeit aus und somit auch Säuren aus dem Bindegewebe. Sozusagen ein innerer Hausputz für Organe und Haut.
F – Finnische Sauna
Die Großmutter des Schwitzbades und seit mehr als 1.000 Jahren der Wellness-Ofen der Finnen, heute gibt es Schätzungen zufolge dortzulande etwa 1,5 Millionen der kleinen Schwitzhäuschen. Früher stand die Sauna in Finnland übrigens nicht nur für Entspannung und Reinigung, sondern galt als „Apotheke der Armen“. Kranke wurden hier geheilt und sogar Kinder geboren, denn die Sauna war der sauberste und sterilste Ort des Hauses. 1986 bekam die Sauna in Finnland sogar einen nationalen Feiertag, den zweiten Samstag im Juli. In der Finnischen Sauna wird bei Wüstenklima von 80° bis 90° Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 10 bis 25 Prozent heftig geschwitzt. Also eher etwas für Geübte oder Finnen. Die halten übrigens seit kurzem nicht mehr den Weltrekord. Denn bei der diesjährigen WM errang eine Russin den Titel, indem sie über drei Minuten lang bei 110° schwitzte. Respekt!
G – Glücksgefühle
Der beste Grund, jetzt mit regelmäßigem Saunagängen zu beginnen, ist übrigens – neben der wohltuenden, reinigenden Wirkung auf den Körper – dass man effektiv den Herbstblues bekämpft. Denn beim Schwitzen werden vermehrt Endorphine ausgeschüttet, die körpereigenen Gute-Laune-Macher. Das erklärt auch die schmerzlindernde Wirkung der Sauna, zum Beispiel bei Gelenk- und Rückenbeschwerden.
H – Hamam
Das türkische Pendant zum Dampfbad, und eine Weiterentwicklung des griechisch-römischen Bades. Ein echtes Rundum-Sorglos-Paket an grauen, trüben Tagen. Erst wird geschwitzt (besonders schön, wenn das Hamam orientalisch gestaltet ist), dann folgt eine Tiefen-Reinigung mit einem Peeling. Dabei wird Seifenschaum aufgetragen und der Körper vom Tellak (eine Art Bademeister und Masseur) mit einem Seidenhandschuh sanft abgerubbelt. Danach entspannt man in einem kühleren Raum
I – Irisches Bad
Die Irische Weiterentwicklung des Hamam wurde Ende des 19.Jahrhunderts populär und besteht im Wesentlichen aus einem Warmluftraum (Temperatur zwischen 45 ° und 55 ° Celsius) mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Im unterschied zum Dampfbad sorgt aber beständige Frischluftzufuhr, dass sich kein Nebel bildet. Wer hier bis zu 15 Minuten relaxt, lockert und entspannt seine Muskulatur und bekommt keinen Muskelkater. Sportler schwören darauf!
J – Juwelen beim Schwitzen?
Uhren, Ohrringe und Halsketten sehen zwar auf nackter Haut schick aus, dennoch empfiehlt es sich, allen Behang in der Umkleidekabine zu lassen. Denn die hohen Temperaturen können das Metall mächtig aufheizen und somit zu Verbrennungen führen. Das gleiche gilt auch für Piercings. Wer kann, nimmt allen Körperschmuck vor dem Schwitzen ab.
K – Kleiner Knigge
Natürlich gibt es ein paar Grundregeln des höflichen Saunierens. Wortlos ins Schwitzbad zu schlurfen und sich nach einem Blick in die Runde zwischen zwei andere Gäste zu zwängen gehört sich einfach nicht. Ein knapper Gruß („Hallo“ reicht völlig) gehört zum guten Ton. Sind die Plätze knapp, rückt man dem Banknachbarn nicht ungefragt auf die feuchte Pelle, sondern fragt höflich, ob die anderen ein wenig zusammenrutschen könnten. Die Reviergrenze (ein halber Arm Abstand) sollte aber generell nicht unterschritten werden. Generell empfiehlt es sich auch – überall, wo man auf Holz sitzt – ein Handtuch unterzulegen. Denn das unbehandelte Holz saugt sonst den Schweiß auf wie eine Imprägnierung. Dann können Bakterien den an sich harmlosen Schweiß „geruchsintensiv verstoffwechseln“. Noch ein No-Go: sich unter der Dusche rasieren.
L – Laconium
Auch römisches Schwitzbad genannt, ist eine etwas kühlere Verwandte der finnischen Sauna mit Temperaturen unter 55 ° Celsius und trockenem Klima. Das Inventar ist spartanisch, keine Holzbänke, kein Ofen. Die gekachelten Wände strahlen die angenehme Wärme ab, so kommt man zwar langsamer ins Schwitzen, kann aber länger bleiben. So wird der Körper sanft entgiftet, ideal für alle Menschen, die eine finnische Sauna aus gesundheitlichen Gründen meiden sollen.
M – Mund zu!
Ein Spa ist ein Ort der Ruhe. So verlockend es auch ist, mit seiner Begleitung den neuesten Klatsch und Tratsch auszutauschen. In öffentlichen Saunen geht es zu wie in der Bibliothek. Nämlich schweigsam. Gespräche bitte im untersten Dezibelbereich halten. Die Ausnahme: wenn an der Tür ein Schild „Meditationssauna“ hängt. Dann herrscht nämlich totales Schweige-Gebot.
N – Nackt oder Nicht?
Wer im Urlaub gerne mal in die Sauna möchte, sollte sich vorher unauffällig an der Rezeption nach dem Dresscode erkundigen. Denn in manchen Ländern (wie z.B. in den USA, Spanien oder Frankreich) wird nicht immer nackt geschwitzt, sondern in Bikini oder Badeanzug. Das ist zwar schwer zu verstehen, da der Schweiß ja vom Körper abfließen soll und nicht im Bikini hängen bleiben soll (Achtung: Hautirritationen!), trotzdem sollte man sich an die Vorschriften halten, sonst erlebt man schnell, wie sich die Sauna unter empörten Blicken leert, kaum dass man so wie Gott uns schuf den Raum betritt. Und ein Rausschmiss aus dem SPA gehört wohl auch kaum in die Kategorie „schöne Urlaubserinnerungen“.
O – Ohne Schweiß kein Preis
Oft genug sitzt man Mitmenschen gegenüber (noch schlimmer: direkt daneben!), die sich ständig den Schweiß mit der Hand abwischen und ihn anschließend (das ist noch die Steigerung!) auf den Boden schleudern. Eklig. Und unsinnig. Denn Schwitzen gehört nun mal zum Entschlacken dazu. In drei Saunagängen à zehn Minuten kommen da schon mal 0,6 bis 1,2 Liter Schweiß zusammen. Dieser besteht zu 99 Prozent aus Wasser, der Rest ist unter anderem ein Mix aus Kochsalz, Kalium, Harnstoff und flüchtigen Fettsäuren. Und der gehört nun mal weder auf den Boden noch auf den Banknachbarn. Außerdem erfüllt er eine wichtige Funktion auf der Haut als körpereigene Klimaanlage. Je trockener die Luft, umso schneller verdunstet er und erzeugt so Kälte, die hilft, die Körpertemperatur auszugleichen. Um den Flüssigkeitsverlust wieder auszugleichen, sollte man übrigens immer etwas zu Trinken bereit stellen (siehe „W- Wasser oder Saft“)
P – Parfum-Frage
Auch eine Frage des Spa-Knigges: Dass man vor der Sauna duschen sollte, versteht sich zwar von selbst. Aber den anderen Spa-Besuchern zuliebe sollten Sie auch darauf verzichten, anschließend noch einmal Parfum aufzulegen. Besonders starke Ambranoten, Moschusdüfte und andere Orientalen würden zwar zum Ambiente passen, wären aber zuviel des Guten. Denn erstens werden manche Warmlufträume ja wohltuend beduftet, zweitens würde sich in der Hitze des Gefechtes der Duftcocktail zu stark intensivieren und nahezu erschlagend wirken.
Q – Qualmen verboten!
Zigaretten brauchen Sie zu einem Saunabesuch gar nicht erst mitzunehmen. Denn die Lungen werden beim Schwitzen stärker durchblutet und nehmen noch mehr Nikotin auf als sonst. Jeder Glimmstengel wirkt also doppelt verheerend. Eine halbe Stunde nach dem Spa-Besuch sollten Sie schon abwarten, bis Sie sich die nächste Nikotinzufuhr genehmigen.
R – Rhassoul
Das exotisch klingende Wort kommt aus dem Arabischen und bedeutet einfach nur „Waschen“. Eine Tiefenreinigende Behandlung mit kieselsäurehaltiger, marokkanischer Tonerde. Der Körper wird mit der Packung eingerieben, nach 30 Minuten Einwirkzeit (während der man herrlich schlafen kann) duscht man die Schlammschlacht wieder ab. Das reinigt die Haut und versorgt sie mit Mineralien und Spurenelementen.
S – Schnupfen und Sauna?
Ein altes finnisches Sprichwort sagt: „Wer zur Sauna gehen kann, geht auch in die Sauna.“ Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Denn wer nicht zu krank für den Weg zur Sauna ist, sollte ruhig öfters schwitzen, denn die wohltuende Wirkung kann diverse Erkrankungen lindern, von Rückenschmerzen bis zum erhöhten Blutdruck. Auch als Prophylaxe gegen Erkältungen eignet sich die Sauna hervorragend. Durch die Temperaturschwankungen von heiß zu kalt wird der Körper trainiert, mit jedem Klima umzugehen. Wer allerdings bereits einen schnupfen hat (besonders, wenn Fieber auftritt!) sollte die Sauna meiden, denn die Belastung für den Kreislauf wäre zu hoch.
T – Tepidarium
Schon die alten Römer nutzten die schonende und zugleich anregende Wirkung dieser Schwitz-Variante bei kuscheligen 30° bis 40° Celsius und einer angenehmen Luftfeuchtigkeit um die 40 bis 60 Prozent. Durch die körperähnliche Raumtemperatur wird eine Art gesundes Fieber erzeugt, ohne den Kreislauf zu belasten. Deswegen kann man auch beliebig lange in einem Tepidarium schwitzen (mindestens sollte man 30 Minuten bleiben). Ideal für ältere Menschen, denen die klassische Sauna zu heiß ist. Auch toll, um sein Immunsystem zu stärken.
U – Umgangsformen
Wie reagiert man eigentlich, wenn plötzlich der Nachbar oder gar der Chef nackt vor einem steht? Gibt man ihm die Hand und wird plötzlich förmlich? Bitte nicht! Trifft man jemanden, den man lieber nie nackt gesehen hätte – und dem man sich selbstredend nie hüllenlos zeigen wollte – ist das erstmal ein kleiner Albtraum. Was nun? Krampfhaft weggucken und ihn ignorieren? Weniger geschickt. Besser, Sie sehen der Situation und Ihrem Chef ins Auge (und nirgends anders hin!), schlagen ihr Handtuch lässig um die Hüfte und wechseln ein paar nette Worte über die wohltuende Wirkung des Saunierens. Oberstes Gebot: Am nächsten Tag auf keinen Fall den Nachbarn oder Kollegen erzählen, wie ihr Zufallstreffen so nackt aussieht. Und das nächste Mal probieren Sie wenn möglich einfach ein anderes Spa aus…
V – Vishesh
Eine Ganzkörper- oder Muskeltief-Massage, die von zwei Therapeuten gleichzeitig und synchron ausgeführt wird und aus dem Ayurveda stammt. Da sie im Vergleich zu anderen Massagetechniken mit mehr Druck und höherem Tempo ausgeführt wird, wirkt sie bis in tiefere Gewebeschichten, regt den Stoffwechsel an und wirkt vitalisierend. Zur Unterstützung der Massage wird ein auf den jeweiligen Dosha-Typ (die drei Lebensenergie im Ayurveda) abgestimmtes, warmes Öl verwendet.
W- Wasser oder Saft?
Egal. Hauptsache viel davon. Aber bitte erst nach der Saunarunde trinken, nicht zwischen den einzelnen Gängen. Denn die über zwei Millionen Schweißdrüsen würden den Nachschub umgehend wieder abgeben, statt das überschüssige Gewebewasser aus der Tiefe zu mobilisieren.
X – x-mal
Sanft schwitzen können Sie, so oft Sie nur wollen. Nach zwei bis drei Saunagängen ist Schluss. Aber die sanfteren Alternativen, wie oben beschrieben, können Sie nach Herzenslust ausdehnen und wiederholen. Die mäßigen Temperaturen ermöglichen eine schrittweise Erwärmung des Körpers, was den Kreislauf entlastet. Idealerweise steigern Sie mit jedem Gang die Intensität des Schwitzens, soll heißen, mit niedrigerer Temperatur beginnen und beim nächsten Gang einen wärmeren Raum auswählen. In vielen Spas gibt es auch Räume direkt hintereinander, die miteinander verbunden sind und mit jedem neuen Zimmer ein bisschen heißer werden.
Y – Yin und Yang
Eine ganzheitliche, herrlich erholsame Entspannungsmassage, die leider viel zu selten und nur in hervorragenden Spas angeboten wird. Yin steht für das kühle, weibliche, Yang für das warme, männliche. Mittels einer speziellen Massagetechnik (mit Einflüssen aus der Akupressur, Stretching und Bindegewebsmassage) werden diese unterschiedlichen Energien in Einklang gebracht, damit das „Chi“, also die Lebens-Ernergie, besser fliessen kann. Außerdem wird die Funktion der Organe verbessert, die Muskulatur gelockert und der Kreislauf angeregt. Der vielleicht schönste Ausklang nach einem Tag in der Sauna, denn er verbindet westliche und östliche Schönheitsgeheimnisse zu einem perfekten Wohlfühl-Erlebnis.
Z – Zeit mitbringen
Wie sagte der Kabarettist Gerhard Polt einmal: „Wenn ich eine Zeit finde, die ich übrig habe, dann schlag ich sie einfach tot.“ So oder so ähnlich lässt sich auch der Sinn des Spa-Besuches erläutern. Es geht nicht um schnelle Gesundheitspflege, sondern um Entspannung, Ruhe und Muße. Natürlich kann man im Fitnesscenter nach dem Sport noch mal eben in die Sauna. Aber für eine Rund-um-Entspannung sind zwei bis drei Gänge nötig – also kalkulieren Sie ruhig zwei bis drei Stunden Zeit ein, damit sie nicht in Stress geraten, sondern auch ihrem Kopf mal in aller Ruhe eine Pause gönnen.
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