Santi Burgas die Zweite.

santiburgas2 Heute verschlägt es uns noch einen weiteren Tag an die Costa Brava, genauer gesagt – dahinter, und zwar in die in der im Herzen der Empordà-Region gelegene Manufaktur von Santiago Burgas. „Clothes & Perfumes“ werden hier hergestellt, und von letzteren habe ich Euch gestern bereits die ersten vier Kandidaten rezensiert. Heute folgen die drei anderen Düfte sowie einige kleinere Layeringversuche von mir. Viel Spaß!

Lôvann [lovæn] It is a creation made with vanilla, Mediterranean honey, Girona apple and amber. It is classified as the fond notes of the LÔANT COLLECTION.“

Apple and Honey

Lôvann wird vielen ein „Hach“ entlocken, das weiß ich jetzt schon. Und ja, ich kann es auch verstehen. Stellt Euch folgende Ménage à Trois vor: Botrytis von Ginestet, Lann-Ael von Lostmarc’h und einem leichten Amber wie zum Beispiel L’Eau d’Ambre von L’Artisan Parfumeur – et voilà, da haben wir Lôvann. Ein schöner, honig-marzipan-geküsster Ambraduft mit saftigen Apfelnoten, die ihm Leichtigkeit schenken und ihn davon abhalten, in allzu süße oder gar pappige Gefilde abzudriften. Gourmandig, aber dennoch auch frühlingstauglich. Ein echter Gute-Laune-Duft.

„Lôtree [lotri] Formula made from woody cedar, sandalwood, other pure woods and leather. It is classified as the fond notes of the LÔANT COLLECTION.“

Lôtree ist… eine Zeder, eine Zeder, eine Zeder. Und zwar eine mit dick Sandelholz. Sauber, knarzig-holzig mit der typischen Zedernnote, die für mich immer nach Zen duftet. Und warm-würzig und pudrig dank Sandelholz. Anderes Unterholz ist auch vorhanden, Leder finde ich weder auf meiner Haut noch auf dem Streifen. Insgesamt erinnert mich Lôtree an eine Amour Fou aus 10 Corso Comos Signature und Loggia dei Mercanti von La Collina Toscana.

cedar contortion

„Lômusk [lom?sk] Cocktail of musk, wild silk and sweet notes. It is classified as the fond notes of the LÔANT COLLECTION.“

Lômusk ist ein waschechter Moschus – und insofern eigentlich nicht unbedingt ein von mir präferierter Kandidat. Ihr ahnt schon das Aber… er ist toll. Und ich habe keine Ahnung, was genau an ihm so duftet… Auf der Haut ist es ein Vollblutvertreter seiner Gattung: Verhaltene Graphitnoten, seidige, wollig-wohlig-wattige Weiche, von einer sanften gezuckerten Süße begleitet. Und irgendetwas ist da noch, das sich speziell auf meiner Haut entwickelt. Rauch in Kombination mit Zuckerwattenoten, was mich ganz verrückt macht, weil es so deliziös duftet. Der Streifen weist Ähnlichkeiten damit auf, diese spezielle Note leuchtet dort allerdings nicht so wie auf meiner Haut.

Eximus Wide & Slim with Ilford 3200

Im übrigen ist Lômusk eine Schwester des herrlichen Anamor All that matters, meinem Lieblingsmoschus. Ein zweiter dicker Pluspunkt.

Im Shop vertreten sind von Santi Burgas bei uns (bisher?) drei Düfte, nämlich Lôjazz, Lôvann und Lôant dem Hauptduft und Herzen, auf dem die Kollektion aufbaut. Für Euch habe ich hier mal kreuz und quer gesprüht:

  • Lôjazz über Lôvann gefällt mir nicht: Die Blüten erschlagen den Honigamber, und auch nach einer Zeit vermag ich keine gelungenen Emergenzen zu entdecken.
  • Lôjazz und Lôant zusammen harmonieren, egal in welcher Reihenfolge, sehr gut. Zweiterer besänftigt das Blütenbouquet von ersterem und verstärkt doch dessen Femininität und Alltagstauglichkeit. Eine schöne Kombination.
  • Lôant über Lôvann überzeugt mich ebenfalls: Während Lôvann alleine doch recht süß ist, gewinnt er mit Lôant an floralen Anklängen und einer Moschusweichheit, die auf subtile Art und Weise fruchtig-frisch erscheint. Der Gourmandcharakter wird dadurch komplexer, das Resultat etwas weniger warm und süß, aber nicht minder anziehend.
  • Ganz klar, musste ich testen: Die Lôtree-Zeder mit Lômusk – und, wie vorher schon gedacht, eine tolle Mischung. Moschus und Zeder, subtile Süße, verhaltener Rauch. Irgendwas zwischen skinniger Aura und Konzeptduft von Comme des Garçons. Schön!
  • Aus Lôvann und Lôrose wird ein dichter Florientale mit einer schönen Tiefe.

Ihr seht, den Möglichkeiten sind bei Santi Burgas keine Grenzen gesetzt. Meine Arme sind jetzt aber erst einmal voll, insofern müsst Ihr selbst weiter ausprobieren 😉

Was layert Ihr denn, wenn Ihr layert? Und layert Ihr nur Düfte, die speziell zum Layern vorgesehen sind?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Simone
    5. Juni 2013
    Antworten

    Ganz klare Antwort…ich mag Layern gar nicht. Meine paar Versuche gingen alle (ob nun mit dafür vorgesehenen Düften oder „Eigenkreationen“) in die Hose. Es gibt ausreichend „fertiges“, damit bin ich sehr zufrieden.

  2. Dorothea
    5. Juni 2013
    Antworten

    Yep, dem kann ich mich nur anschließen. Ich mag auch keine Baukasten-Systeme, sondern lieber „ausgereifte“ Düfte, kleine fertige „Kunstwerke“, bei denen ich direkt entscheiden kann, ob sie mir gefallen oder nicht.
    Beim Layern weiß man nie, was am Ende rauskommt…

  3. Stefanie
    6. Juni 2013
    Antworten

    Oh ja, das stimmt, es gibt wohl genügend Düfte, die komplett und ein Stück Kunst(handwerk) sind und genau so erfahren und gewürdigt werden wollen. Und das sind die Düfte, die ich am liebsten haben und tragen möchte. Bei Proben und Abfüllungen wage ich hingegen manchmal so eine Sonderschichtung. Und das Ergebnis hat mir zumindest einmal extrem gut gefallen, viel besser als seine Einzelteile: Comme des Garcons Odeur 53 mit Keiko Mecheris Peau de Peche – ein Großstadtpfirsich, cool und sanft zugleich, der perfekte Partyduft 🙂

  4. Ulrike
    11. Juni 2013
    Antworten

    Odeur mit Peau de Peche? Cool! Das muss ich mal probieren!

    Ansonsten bin ich auch nicht so der Layer-Fritze. Goutals Orientalisten layere ich gerne mal. Und einige Jo Malones sowie Etro, seltener.

    Liebe Grüße,

    Uli.

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