Einen raschen Blick…

… will ich mal wieder in die Runde werfen – so viele Neuerscheinungen und ich werde Ihnen kaum Herr. Bevor erneut eine halbe Schublade für die Vergessenen aufbereitet werden muss deshalb heute in Kürze: Profumi del Forte 150 und Heeleys Hippie Rose.

Profumi del Forte 150 ist natürlich ein Jubiläumsduft, denn die Italiener haben 2011 Gewichtiges zu feiern – den 150. Geburtstag Italiens. Genauso wie Xerjoff und Il Profumo, die ebenfalls ihrem Land huldigen, haben natürlich auch Profumi del Forte ein Düftchen aus der Schublade gezaubert, mit dem sie gratulieren. Dessen Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Orange, Labdanum (Zistrose), Veilchenblätter; Herznote: Sandelholz, Patchouli, Zedernholz; Basisnote: Weißer Moschus, Ambra, Tonkabohne, Vanille.

Mich erinnert der Duft sofort an eine Freundin, die gerne Stillleben fotografiert und hin und wieder mit Texturen, Stoffen experimentiert, die die Protagonisten ihrer Stillleben umhüllen: In diesem Falle sind es Agrumenfrüchte, Bergamotte und Orange, neben denen ein zarter Strauß Veilchen drapiert wurde mit viel Blattgrün und einzelnen, sich bereits öffnenden Blüten. Ein sachter Kaschmir-Seiden-Schleier liegt darüber, wie der Sommerschal, der einem im Wind des nahen Wassers über den Teller weht, während man die ersten Sonnenstrahlen im Frühling auf der Terrasse oder dem Balkon genießt. Sanft-holzige Anklänge vermischen sich mit unglaublich weichem Moschus, dessen zarte Süße von Tonkabohne und Vanille aufgegriffen und verstärkt wird, die darüber hinaus eine sinnliche Cremigkeit verströmen, von ambrierter Würze dezent untermalt.

Eine sanfte, aber überzeugende Liebeserklärung würde ich sagen.

Hippie Rose heißt der aktuellste Duft aus dem Hause Heeley, jenes Londoner Philosophen, der sich nunmehr der Welt der Düfte zugewandt hat. Die durch dasselbe Studium zustande gekommene Bruderschaft im Geiste schafft natürlich Sympathien, das gestehe ich – aber nicht nur deshalb mag ich die Kreationen sehr gerne: Ich mag seine klare, unprätentiöse, unaufgeregte, aber sehr besondere Handschrift und liebe viele seiner Kreationen, allen voran die wundervolle Iris de Nuit, die für mich nach der göttlichen Iris Pallida von L’Artisan den zweitschönsten Irisduft darstellt, Menthe Fraîche, jene sommerliche Pfefferminzerfrischung, den besonderen Esprit du Tigre, den ich Euch alsbald noch vorstellen werde sowie Sel Marin, die maritime Brise und Cuir Pleine Fleur, das eigenartig floral-transparente Lederchen.

Die neue Errungenschaft Hippie Rose ist, wie unschwer zu erkennen, eine Hommage an die Hippiezeit:

„An Air of Freedom – The rising sun of a new, carefree day. A warm wind filtering through the Californian desert. The perfumed air of a Himalayan temple. Waves of long, shining hair flicker over dust and sand and soft, tanned skin. Freedom is not far. Against the rose coloured sky of dusk, we dream of love and peace and better days.“

Ein Traum von Liebe, Frieden und besseren Tagen – wer träumt den nicht manchmal… Obgleich damals sicher die eine oder andere Substanz dabei geholfen haben könnte, sich schneller und besser wegzuträumen aus dem Gräuel des Alltags – Hippie Rose kann das auch und ist noch nicht einmal gesundheitsschädlich 😉

Sich im Auftakt in Moos hüllend zeigt sich das frisch, ätherisch-luzide Röschen von Beginn an Krautig, sein Kleid von glitzernden Bergamottesprenklern wie Sternen verziert. Eine chyprierte Schönheit, der Vetiver und Weihrauch einen zarten Rauchschleier schenken.

Für mich ein toller und überaus natürlicher Rosenchypre, der sich irgendwo zwischen Parfum d’Empires Eau Suave, Parfums de Rosines Clair Matin und Eau d’Italies Paestum Rose einordnen lässt und somit für mich durchaus habenswert erscheint.

In diesem Sinne wünsche ich Euch einen schönen Tag und verabschiede mich mit meinem persönlichen Lieblingshippiesong „San Francisco“ von Scott McKenzie.

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

7 Kommentare

  1. Christiane
    22. Juni 2011
    Antworten

    Hallo Uli,
    bei „150“ frage ich mich gerade, ob wir den gleichen Duft getestet haben? Ich rieche Bergamotte und Co. nur ganz am Anfang, dann entwickelt sich ein Puderbömbchen. Was dieser Duft mit Italien zu tun hat, erschließt sich mir nach dem schnellen Flüchten der Zitrusfrüchte nicht – ich denke eher an die Pariser „Goldenen Zwanziger“ – Puderquaste halt. Und von daher erinnert mich der Duft eher an Maquillage von Martinez oder „Moulin Rouge“ ohne Lippenstiftnote. Die kleine Schwester von Teint de Neige wäre noch eine Assoziation – aber wo bitte geht es hier nach Italien? Fazit: ein schöner Duft für die Kuschel/Puderduft-Fraktion.

  2. Margot
    22. Juni 2011
    Antworten

    Liebe Uli,
    den „150“er kenne ich leider nicht. Allerdings wenn Christiane schreibt: Moulin Rouge ohne Lippenstift, dann plädiere ich eher für den grandiosen Moulin Rouge. Da fällt mir auf, meiner ist so gut wie leer, also fast Zeit für Nachschub! Dieser wird auf jeden Fall weiterhin Bestand in meinem Sortiment haben!

    Bei Heeley werde ich auch hellhörig. Iris de Nuit ist im letzten Jahr bei mir eingezogen und seitdem bin ich ein absoluter Iris-Fan. Auch liebe ich den Sel Marin total. Hippie Rose mußte ich natürlich sofort testen und ich kann Dich in Deinen Vergleichen nur bestätigen. Ein schöner Rosenduft der sogar meine Sinne erobert hat und ja, so in Richtung Paestum Rose, ohne deren dunkleren Tiefe, hab ich ihn auch eingeordnet.

    Liebe Grüsse,
    Margot

  3. Ulrike
    22. Juni 2011
    Antworten

    Huhuu Ihr zwei,

    jaa, liebe Christiane, die Italienassoziation bekomme ich bei dem Duft auch nur anhand der – zugegebenermaßen in dieser Hinsicht etwas austauschbaren – Früchte. Ansonsten – yep, sehr pudrig, kuschelig, muckelig. Bei der Liebeserklärung bleibe ich – und eine Casanovasche war es auch: Sie kann nämlich vielem und vielen gewidmet werden 😉

    Und liebe Margot, ja, der Moulin Rouge – ich weiß, bald leer… Den kannst Du aber eh frühestens im Herbst wieder tragen, oder? Da kann der Nachschub noch ein wenig warten 😉 Dass Dir die Rose gefallen könnte, könnte ich mir im übrigen gut vorstellen 🙂

    Liebe Grüße zurück,

    Eure Uli.

  4. Margot
    22. Juni 2011
    Antworten

    Liebe Uli,
    yupp, Moulin Rouge erst im Herbst wieder …. bis dahin geb ich meine Euronen für andere Schätzlen aus 🙂 Hab ja noch soooo viel auf meiner Liste

    Frohen Tag noch,
    Margot

  5. Ulrike
    23. Juni 2011
    Antworten

    Oh ja, diese Liste(n) – meine ist gerade auch garstig lang *augenroll*

    Liebe Grüße zurück,

    die Uli.

  6. Bettina
    26. Juni 2011
    Antworten

    Wo bitte ist Italien in diesem Duft? Das hab ich mich nach dem Testen gefragt. Für mich ist er (wenn ich ihn mit Italien assoziere) eher la piccola sorella di Teint de Neige. Die kleine Schwester. Nicht ganz die Puderbombe die der TdN ist. Bergamotte und Orange bekomme ich nicht herausgerochen. Entweder verpuffen beide gleich im italienischen Nirwana oder ich weiß es nicht. Ich trag einen Puderpoof und er wird nicht mehr und nicht weniger auf meiner Haut. Schade drum, ich mag die Düfte dieser Linie bis auf die eine Ausnahme die da das nasse in der Plastiktüte vergessene Badezeug ist aka Tirrenico.
    Für Puderduftliebhaber ein schöner Duft. Vergleiche mit dem Moulin Rouge minus dem Lippenstift kann ich nicht ziehen, da ich MR noch nicht gerochen hab. Die Haltbarkeit ist, wie mehrheitlich bei den Düften von Profumi del Forte, wieder bombig.

  7. Ulrike
    28. Juni 2011
    Antworten

    Du, DU kennst Moulin Rouge noch nicht? Setzen, Sechs, liebe Bettina 😉 😉
    Da gehste aber fleißig bald mal testen meine Liebe, würde ich sagen!
    (Hätteste gleich mal am Sa machen können ;))

    Das „nasse, in der Plastiktüte vergessene Badezeug“? *Lach* Den Vergleich muss ich alsbald überprüfen 😉

    Liebe Grüße,

    die Uli.

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