… bin ich schon lange – zumindest olfaktorisch, um Euch gleich vorneweg den Wind aus den Segeln zu nehmen, bevor falsche Vermutungen auftauchen 😉 Diese Leidenschaft habe ich mit einigen anderen gemeinsam, unter anderem auch mit Gaia von The Non-Blonde und Marina von Perfumesmellingthings, welche eine ganz imponierende Liste mit Lederdüften erstellt hat – siehe hier.
In letzter Zeit hatten wir ja bereits Mecheris Cuir Cordoba, das mich auf die Idee gebracht hat, ein paar meiner Lieblingsleder mit Euch zu teilen. So habe ich einige herausgepickt und werde Euch heute und auch morgen, vielleicht auch mal noch zu späterer Gelegenheit ein paar davon vorstellen – in kurzer Form und sehr subjektiv selektiert.
Uuuh, Leder, werden sich jetzt einige denken – aber: Der Blick lohnt. Die Bandbreite der Lederkandidaten, im übrigen auch eine der ganz klassischen Duftnoten, gibt einiges her, unter anderem auch etliche Lederchen, die gar nicht so typisch streng nach Leder duften und auch für die Träger und Liebhaber weicherer und/oder femininerer Düfte durchaus einen Testversuch wert sein sollten. So sind auch die ersten beiden Tage meiner Ledernotizen den eher softeren, süßeren und weiblicheren Lederdüften gewidmet, während nächste Woche dann die Düfte für echte Kerle folgen…
Beginnen möchte ich mit Vip Room, dem leider auf – soweit ich weiß – 3000 Exemplare limitierten Signatureduft des gleichnamigen Pariser Nachtclubs. Kreiert wurde Vip Room von Benoist Lapouza, die Ingredienzen sind: Bergamotte, Mandarine, Tiaréblüte, Ananas, Sandelholz, Vetiver, Birke, Iriswurzel, Leder, Styrax, Ambra, Vanille und Moschus.
Vip Room ist… Mata Hari auf Hawaii oder auch: eine Piña Colada trinkende Domina. Mir zaubert dieser Duft jedes Mal postwendend ein Lächeln auf mein Gesicht: Hier treffen tropisch-florale Noten von Tiaré auf frisch-prickelnde Hesperidennoten samt sehr prominenter spritzig-fruchtiger Ananas, definitiv an einen leckeren Cocktail erinnernd und untermalt von einer sehr schönen und weichen Wildledernote. Ein helles und butterweiches Wildleder ist es, das von einer subtil-warmen Süße begleitet wird, die allerdings weit entfernt davon ist, eine ähnliche Direktheit vorzuweisen wie jene fruchtig-offensive in Mecheris Cuir Cordoba oder jene in Lutens‘ Daim Blond. Das Wildleder hier ist feiner, weicher, ohne dominant-animalische Noten.
Smooth, mit einer schönen Wärme in der Basis durch samtige Iris, Vanille und Harze erinnert dieses durchaus elegante Düftchen wirklich an einen perfekten Urlaub, ohne in eine banal-blöde Tropic-Tralala-Ebene abzugleiten. Möchte man sich den Duft vorstellen, möge man gedanklich Ananas Fizz oder besser: Bahiana von MPG in einen Topf werfen mit Bulgaris Black, bei welchem man allerdings die doch prägnanten Gummi-/Kautschuknoten etwas zivilisiert (ja, ahnliche Anklänge besitzt auch Vip Room) und durch Cuir Cordobas Wildledernoten ergänzt.
Ein weiterer Kandidat, wenn wir schon bei Mecheri sind, ist deren A Fleur de Peau. Was sich hier so harmlos anhört, hat es definitiv in sich: Anders als der Name vielleicht vermuten läßt, der frei übersetzt so etwas wie nahe an der Haut heißt, eine Phrase, die aber von der wortwörtlichen Übersetzung der „Hautblume“ auch bereits wachgerufen wird – bei A Fleur de Peau handelt es sich mitnichten um das, was man normalerweise unter einem Skin-Duft versteht. Meines Erachtens nach hat sich Frau Mecheri hier ein wenig durch die alten Carons, allen voran Tabac Blond inspirieren lassen, aber auch und vor allem durch Chanels altes Meisterwerk Cuir de Russie. A Fleur de Peau ist eine moderne und etwas vereinfachte Interpretation von letzterem, wie mir scheint: Ein leicht-würzig-pudriger Lederduft mit zum Teil auch ins Indolische gehenden Noten. Indolisch? Das ist eine sogenannte „fäkale“ Note, die bei Zibet und auch Jasmin vorkommt – beides Ingredienzen, die A Fleur de Peau beinhaltet. Natürlich riecht der Duft deshalb nicht nach Exkrementen, nein – lediglich hat er die dafür typische, etwas animalische Tendenz, wirkt insofern für meine Nase auch etwas „dreckiger“ als Chanels russisches Leder, was durch den vorhandenen Moschus noch unterstrichen wird. Ein Duft, den ich mir sowohl bei Frauen als auch Männern gut vorstellen kann, wobei er letzteren schon ein bißchen Wagemut abverlangt, da er, ja – wollüstig wirkt und eine erotische Aura hat.
Die Ingredienzen, bevor ich es vergesse: Leder, Jasmin, Mandarine, Iris, Ylang-Ylang, Ambra.
Für heute erst einmal genug der Lederchen, morgen geht es weiter…
Ich wünsche Euch einen schönen Tag!
Liebe Grüße, Eure Ulrike.
Liebe Ulrike,
wieder einmal hast Du es geschafft, mich gaaaaanz schnell sehr neugierig zu machen.
Ich beschnüffele immer noch Cuir Cordoba, den kleinen Tester, aber irgendwie ist er mir zu fruchtelig, zu saftelig.Bisschen „dreckiger“ darf es ruhig sein, denn aus dem Alter für eher artige und zahme Düfte bin ich lange ‚raus.Da kommt mir Deine Beschreibung heute gerade recht… hurtig nun neue Duftmusterchen bestellen…. lg, Martina
Liebe Ulrike,
habe gerade keinen anderen Artikel gefunden, zu dem der folgende Kommentar passt. Vielleicht greife ich hier auch ein Thema vor. Die „Hautdüfte“ – ich bin wegen Fleur de Peau hier gelandet. In letzter Zeit wurden ja der eine oder andere Hautduft lanciert. L’Eau (s. Lutens) oder Nuda (Il Profumo). Weißt Du, was für mich ein Duft ist der „Haut“ repräsentiert? Hier ist er: Brandneu und very british: Penhaligon’s – Anthology Collection – Night Scented Stock 1976
Obwohl „nur“ Cologne – hatte ich beim Testen all das auf der Haut was die ganzen Facetten von Emotionen widerspiegelt, die ein Tag mit sich bringen kann. Kann’s nicht erklären, aber DAS ist es, was ich unter einem Haut-Duft verstehe. Nicht frisch gepuderter Babypopo oder frisch gewaschene Wäsche. Ein Haut-Duft, der sich der aktuellen Situation anpasst. So würde ich ihn definieren. Bin mal auf Deine Interpretation gespannt.
LG,
Margot
Yep, in der Tat gibt es einige Hautdüfte in letzter Zeit – oder zumindest Nude-„Verwurster“ 😉
Den Night Scented Stock habe ich hier samt seiner Kollegen noch liegen, wollte eh demnächst ein, zwei Artikelchen drüber machen. Insofern fasse ich Deine Meinung nun als Anregung auf und komme auf jeden Fall darauf zurück 🙂
Liebe Grüße, die Uli.